Ingbert Liebing, VKU-Hauptgeschäftsführer zur Zwischenbilanz der Nationalen Wasserstoffstrategie
„Es ist gut und richtig, dass sich Politik kontinuierlich mit dem Thema Wasserstoff befasst. Leider ist dies aber noch keine Erfolgsstory, sondern eine Großbaustelle. Vor allem müssen wir Wasserstoff endlich breiter denken. Natürlich gibt es Sektoren wie die Schwerindustrie, die zur Erreichung der Klimaneutralität auf Wasserstoff angewiesen sind. Wasserstoff bietet aber noch deutlich mehr Potenziale.
Ein erfolgreicher Markthochlauf braucht Vielfalt, Dynamik und Innovation. Diese beweisen wir schon heute mit vielen Dutzend Wasserstoffprojekten bei den Stadtwerken. Wir haben deshalb immer gefordert, Wasserstoff auch dezentral zu produzieren und zu nutzen, entsprechende Projekte zu fördern, stärker internationale Lieferbeziehungen vorzubereiten und frühzeitig Wasserstoff und Gas gemeinsam zu regulieren. Denn nur so werden wir das Potenzial dieser Technologie heben.
Der Bundestag hat der Bundesregierung dazu Handlungsaufträge erteilt. Gemeinsame Regulierung von Gas und Wasserstoff ist das Ziel, um den Gassektor zu dekarbonisieren. Diese Aufgabe bleibt auf der Agenda für die kommende Wahlperiode, denn wir brauchen Klarheit und einen insgesamt breiteren und offenen Ansatz bei der Förderung von klimaneutralen Technologien. Bei der Erreichung der Klimaziele zählte jede Tonne CO2.“
Der Verband kommunaler Unternehmen (VKU) vertritt über 1.500 Stadtwerke und kommunalwirtschaftliche Unternehmen in den Bereichen Energie, Wasser/Abwasser, Abfallwirtschaft sowie Telekommunikation. Mit mehr als 275.000 Beschäftigten wurden 2018 Umsatzerlöse von rund 119 Milliarden Euro erwirtschaftet und mehr als 12 Milliarden Euro investiert. Im Endkundensegment haben die VKU-Mitgliedsunternehmen große Marktanteile in zentralen Ver- und Entsorgungsbereichen: Strom 62 Prozent, Erdgas 67 Prozent, Trinkwasser 90 Prozent, Wärme 74 Prozent, Abwasser 44 Prozent. Sie entsorgen jeden Tag 31.500 Tonnen Abfall und tragen durch getrennte Sammlung entscheidend dazu bei, dass Deutschland mit 67 Prozent die höchste Recyclingquote in der Europäischen Union hat. Immer mehr kommunale Unternehmen engagieren sich im Breitbandausbau. 190 Unternehmen investieren pro Jahr über 450 Mio. EUR. Sie steigern jährlich ihre Investitionen um rund 30 Prozent. Beim Breitbandausbau setzen 93 Prozent der Unternehmen auf Glasfaser bis mindestens ins Gebäude.