Berlin, 6. Juli 2021.
Hintergrund:
- Der Nationale Wasserstoffrat hat Anfang Juni 2021 den „Wasserstoff Aktionsplan Deutschland 2021 – 2025“ veröffentlicht.
- Der Aktionsplan gliedert sich in drei wesentliche Teile. Zunächst wird die Ausgangslage in Bezug auf Klimaschutzziele, Industriepotenziale und rechtliche Rahmenbedingungen diskutiert. Der zweite Teil fasst die Diskussion um den zu erwartenden Hochlauf der Wasserstoffwirtschaft bis 2030 zusammen – getrennt nach Bedarfen, Aufkommen (Erzeugung) und notwendiger Infrastruktur. Entlang dieser Kategorien leitet der dritte und letzte Teil konkrete Handlungsempfehlungen zur effizienten Umsetzung und gegebenenfalls Anpassung der NWS ab – jeweils priorisiert nach Dringlichkeit.
- Der Aktionsplan zeigt damit nicht nur eine technologiespezifische Perspektive auf das Thema Wasserstoff, sondern bettet es auch in den übergeordneten energie-, klima- und industriepolitischen Rahmen ein.
- Es gibt dazu auch ein Sondervotum von Klima-Allianz Deutschland und Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) am Ende des Dokuments.
VKU-Chef Ingbert Liebing:
„Der vom Nationalen Wasserstoffrat vorgelegte „Wasserstoff Aktionsplan Deutschland 2021 – 2025“ leistet einen wichtigen Beitrag, um die Diskussion zum erwarteten Hochlauf der Wasserstoffwirtschaft zu versachlichen. Mit den darin formulierten Handlungsempfehlungen liefert er wichtige und an der praktischen Umsetzung ausgerichtete Orientierung für die anstehenden Weichenstellungen von Politik und Regulierung.
Wir teilen die Einschätzung, dass der Zeitraum von 2030 bis 2035 die entscheidende Etappe dafür ist, eine Wasserstoffwirtschaft in Deutschland und Europa zu etablieren. Wir unterstützen dabei ausdrücklich die Position, dass dafür in ausreichender Menge klimaneutraler Wasserstoff – also auch blauer oder türkiser – vorhanden sein muss, dass geeignete Transport- und Speicherinfrastrukturen verfügbar sind und nicht zuletzt, dass der Wasserstoff umfassend und flächendeckend in allen Sektoren – also eben auch im Wärmemarkt eingesetzt wird. Zu begrüßen ist ebenso die vom Wasserstoffrat beschriebene dezentrale Nutzung. Wasserstoff kann vor Ort erzeugt, in unmittelbarer Nähe – etwa im regionalen produzierenden Gewerbe, im ÖPNV oder für die Flotte öffentlicher Entsorgungsfahrzeuge - eingesetzt oder in das bestehende Gasnetz eingespeist werden. Wasserstoff ist also ganz wesentlich ein kommunales Energie- und Klimaschutzprojekt.
Die Gasverteilnetze mit den daran angeschlossenen Speichern bieten eine hervorragende Infrastruktur, die diese Transport- und Speicheraufgabe erfolgreichen lösen kann. Die Gasverteilnetzbetreiber stehen bereit, ihre Erdgasnetze organisch zu der zukünftig notwendigen Wasserstoffinfrastruktur zu entwickeln.
Dafür braucht es wichtige Weichenstellungen der Politik: Das Parlament hat im Rahmen der EnWG-Novelle der Regierung den klaren Auftrag erteilt, einen Gesetzesentwurf für eine gemeinsame Regulierung und Finanzierung des Wasserstoffnetzes und des Erdgasnetzes vorzulegen, sobald dies europarechtlich möglich ist, und ein Eintreten für entsprechende EU-Regelungen verlangt. Das war ein sehr wichtiges Signal, das in der kommenden Wahlperiode in praktisches Handeln umgesetzt werden muss.“
Der Verband kommunaler Unternehmen (VKU) vertritt über 1.500 Stadtwerke und kommunalwirtschaftliche Unternehmen in den Bereichen Energie, Wasser/Abwasser, Abfallwirtschaft sowie Telekommunikation. Mit mehr als 275.000 Beschäftigten wurden 2018 Umsatzerlöse von rund 119 Milliarden Euro erwirtschaftet und mehr als 12 Milliarden Euro investiert. Im Endkundensegment haben die VKU-Mitgliedsunternehmen große Marktanteile in zentralen Ver- und Entsorgungsbereichen: Strom 62 Prozent, Erdgas 67 Prozent, Trinkwasser 90 Prozent, Wärme 74 Prozent, Abwasser 44 Prozent. Sie entsorgen jeden Tag 31.500 Tonnen Abfall und tragen durch getrennte Sammlung entscheidend dazu bei, dass Deutschland mit 67 Prozent die höchste Recyclingquote in der Europäischen Union hat. Immer mehr kommunale Unternehmen engagieren sich im Breitbandausbau. 190 Unternehmen investieren pro Jahr über 450 Mio. EUR. Sie steigern jährlich ihre Investitionen um rund 30 Prozent. Beim Breitbandausbau setzen 93 Prozent der Unternehmen auf Glasfaser bis mindestens ins Gebäude.