Berlin, 20.11.2019. In einem gemeinsamen Impulspapier legen der Verband kommunaler Verbände e.V. (VKU), der Energieeffizienzverband AGFW, der Bundesverband Erneuerbarer Energie e.V. (BEE) und der Bundesverband Geothermie e.V. (BVG) konkrete Handlungsempfehlungen für den Ausbau von Wärmenetzen vor, die mit Geothermie versorgt werden.
In Deutschland sind aktuell 37 Tiefe Geothermie-Anlagen in Betrieb, die circa 1,2 TWh klimaneutrale Wärme pro Jahr erzeugen. Die Tiefengeothermie trägt damit bereits heute erheblich zur Vermeidung von Treibhausgasemissionen und weiterer Luftschadstoffe bei. Um die Emissionsminderungsziele des Bundes-Klimaschutzgesetztes einzuhalten, bedarf es jedoch zusätzlicher Impulse für die Bereitstellung von klimaneutraler Wärme. Aus Sicht des Verbandes kommunaler Unternehmen e.V. (VKU), des Energieeffizienzverbandes AGFW, des Bundesverbandes Erneuerbarer Energie e.V. (BEE) und des Bundesverbandes Geothermie e.V. (BVG) sind eine Reihe von Maßnahmen erforderlich, um die Potenziale der Geothermie zu heben.
„Die Wissenschaft beziffert das technische Potenzial der Tiefengeothermie auf ca. 100 Terawattstunden pro Jahr. Das Potenzial steht allerdings im Missverhältnis zur tatsächlichen Wärmerzeugung auf Basis der Tiefengeothermie. Für eine erfolgreiche Umsetzung der Wärmewende bedarf es daher deutlicher Impulse für Tiefengeothermie. Sie wird zur CO2-Einsparung in der Energieversorgung gebraucht, insbesondere, da Deutschland zur Erreichung der Klimaziele noch einiges aufzuholen hat. Geothermie ist eine seit Jahrzehnten etablierte Technologie,“ hebt BEE-Präsidentin, Dr. Simone Peter hervor. „Ich freue mich, dass wir gemeinsam mit dem VKU, dem AGFW und dem BVG zielführende Vorschläge erarbeitet haben.“
„Wenn der Kohleausstieg gelingen soll, müssen wir auch bei der Wärmeversorgung alle technischen Optionen voll ausschöpfen, um Emissionen zu mindern. Wärmenetze sind die Zentralheizung der Städte, die auch in Kombination mit Geothermie die Menschen mit grüner Fernwärme versorgen können. Um der Geothermie mehr Schub zu geben, brauchen wir einen Masterplan Geothermie.“ so stellv. VKU-Hauptgeschäftsführer Michael Wübbels.
Werner Lutsch, Geschäftsführer des Energieeffizienzverbandes AGFW, betont die Bedeutung der Tiefengeothermie für die erfolgreiche Weiterentwicklung der Wärmeversorgung in Deutschland. „Ohne einen flächendeckenden Einsatz von Fernwärme werden wir die Klimaziele der Bundesregierung nicht erreichen können. Tiefengeothermie kann hier einen wesentlichen Beitrag leisten, ihr Ausbau sollte daher stärker gefördert werden.“
In ihrem gemeinsamen Impulspapier bekennen sich die vier Verbände zu der Zielsetzung, den Ausbau geothermisch bespeister Wärmenetze zu forcieren. Hierzu empfehlen die Verbände die Weiterentwicklung der Fördermaßnahmen (u.a. im KWKG, EEG sowie im MAP) sowie eine verbesserte Absicherung geothermischer Projekte in der Anfangsphase der Investition. Hierfür halten die Verbände die Etablierung eines Wärmenetztransformationsfonds für geeignet, dessen Mittel u.a. für die Reduzierung des Fündigkeitsrisikos oder zur Durchführung seismischer Messkampagnen eingesetzt werden sollten. Darüber hinaus werden konkrete Vorschläge zum systematischen bzw. strategischen Ausbau der Tiefengeothermie sowie zur Behebung von Informationsdefiziten gemacht.
„Die konstruktive Zusammenarbeit der vier Verbände unterstreicht die Bedeutung der Tiefengeothermie für die Wärmewende. Gemeinsam setzen wir uns dafür ein, dass die aktuellen Rahmenbedingungen zugunsten der Attraktivität von Tiefengeothermie-Projekten weiterentwickelt werden“, fasst Dr. Erwin Knapek, Präsident des BVG, zusammen.
Link zum Impulspapier: https://bit.ly/32Yafth
Der Verband kommunaler Unternehmen (VKU) vertritt rund 1.500 Stadtwerke und kommunalwirtschaftliche Unternehmen in den Bereichen Energie, Wasser/Abwasser, Abfallwirtschaft sowie Telekommunikation. Mit mehr als 268.000 Beschäftigten wurden 2017 Umsatzerlöse von mehr als 116 Milliarden Euro erwirtschaftet und rund 10 Milliarden Euro investiert. Im Endkundensegment haben die VKU-Mitgliedsunternehmen große Marktanteile in zentralen Ver- und Entsorgungsbereichen: Strom 61 Prozent, Erdgas 67 Prozent, Trinkwasser 86 Prozent, Wärme 70 Prozent, Abwasser 44 Prozent. Sie entsorgen jeden Tag 31.500 Tonnen Abfall und tragen entscheidend dazu bei, dass Deutschland mit 68 Prozent die höchste Recyclingquote in der Europäischen Union hat. Immer mehr kommunale Unternehmen engagieren sich im Breitband-Ausbau. Ihre Anzahl hat sich in den letzten vier Jahren mehr als verdoppelt: Rund 180 Unternehmen investierten 2017 über 375 Mio. EUR. Seit 2013 steigern sie jährlich ihre Investitionen um rund 30 Prozent und bauen überall in Deutschland zukunftsfähige Infrastrukturen (beispielsweise Glasfaser oder WLAN) für die digitale Kommune aus.