VKU-Mitgliederumfrage
Knappe Tiefbaukapazitäten, fehlende Arbeitskräfte und strategischer Überbau der Telekom bremsen Glasfaserausbau 26.07.24

  • Knappe Tiefbaukapazitäten und fehlende Arbeitskräfte verzögern Glasfaserausbau
  • Strategischer Überbau der Telekom bleibt Bremsklotz für Glasfaserausbau
  • Nur gut 8 Prozent der kommunalen Telekommunikationsunternehmen glauben, dass das 100-Prozent-Glasfaserziel bis 2030 erreicht werden kann
     

Berlin, 26. Juli 2024. Die Lage beim Glasfaserausbau hat sich gegenüber 2023 etwas aufgehellt. Was den kommunalen Telekommunikationsunternehmen allerdings immer noch zu schaffen macht und für Verzögerungen beim Netzausbau sorgt, sind die knappen Tiefbaukapazitäten im Markt (50 Prozent) sowie die fehlenden Arbeits- und Fachkräfte (46 Prozent), wie aus einer aktuellen Umfrage des Verbandes kommunaler Unternehmen unter seinen Mitgliedern aus der Telekommunikationssparte hervorgeht. Zudem bleibt der Überbau (bei 66 Prozent der überbauten Unternehmen) beziehungsweise allein die Ankündigung eines Überbaus (bei 19 Prozent) durch die marktbeherrschende Deutsche Telekom bzw. deren Gemeinschaftsunternehmen GlasfaserPlus ein Bremsklotz für den Glasfaserausbau.

Obwohl laut VKU-Umfrage fast alle der von der Telekom überbauten kommunalen Unternehmen auf ihrem Glasfasernetz einen offenen Netzzugang anbieten oder planen, kommt es zu einem Doppelausbau der Glasfaserinfrastruktur beziehungsweise zeichnet sich ein solcher ab. „Das zeigt, dass der Überbau strategisch motiviert ist“, kritisiert Liebing. Zu den häufigsten Folgen dieser Überbauaktivitäten gehört laut VKU-Umfrage die Beeinträchtigung des Business Case der kommunalen Unternehmen und eine spürbare Unsicherheit bei weiteren Ausbauplanungen. „Das geht zulasten des flächendeckenden Glasfaserausbaus, weil am Ende Mittel fehlen, um gerade ländliche Räume weiter zu erschließen, wo kommunale Unternehmen besonders stark engagiert sind“, so Liebing. Jedes fünfte kommunale Unternehmen habe sogar sein Ausbauvorhaben teilweise oder gänzlich infolge des Überbaus aufgegeben. Manche seien in der Folge eine Kooperation mit der Deutschen Telekom eingegangen.

Wie dringend eine praxisnahe Bestandsanalyse des Überbaus durch die Telekom notwendig ist, zeigen die Folgen dieses doppelten Glasfaserausbaus. Die Monitoringstelle der Bundesnetzagentur, die die Regulierungsbehörde im Juli 2023 zur Erfassung doppelter Glasfaserausbauvorhaben eingerichtet hat, darf laut Liebing daher nicht der Schlusspunkt für die Bundesregierung sein, um dem strategischen Überbau der Telekom als marktbeherrschendes Unternehmen zu begegnen. „Die Telekom muss vor allem eine Selbstverpflichtung abgeben, dass sie auf den volkswirtschaftlich schädlichen strategischen Überbau von Wettbewerbern verzichtet. Hier muss der Bund als großer Ankeraktionär endlich seiner Verantwortung nachkommen und seinen Einfluss geltend machen.“

Wie problematisch der strategische Überbau ist, zeigt auch, dass kommunale Unternehmen überdurchschnittliche Anschlussraten beim Glasfaserausbau haben. „Wenn kommunale Unternehmen leiden, leidet damit auch der Glasfaserausbau in der Fläche, den Politik ja will“, konstatiert Liebing. „Es verwundert daher wenig, dass nur acht Prozent der kommunalen Unternehmen glauben, dass die Bundesregierung ihr Ziel, bis zum Jahre 2030 in Deutschland flächendeckend Glasfaser auszubauen, unter den jetzigen Rahmenbedingungen tatsächlich erreichen wird. Das ist ein weiteres ernüchterndes Ergebnis der Umfrage.“

Hintergrund
Der Verband kommunaler Unternehmen e. V. (VKU) hat in der Zeit vom 24. April 2024 bis zum 16. Mai 2024 eine Umfrage unter der Mitgliedern seiner „Telekommunikations-Sparte“ durchgeführt. Von 268 kommunalen Unternehmen, die im Breitbandausbau aktiv sind, haben 58 teilgenommen, was einer Rücklaufquote von 21,6 Prozent entspricht.

Der Verband kommunaler Unternehmen e. V. (VKU) vertritt über 1.550 Stadtwerke und kommunalwirtschaftliche Unternehmen in den Bereichen Energie, Wasser/Abwasser, Abfallwirtschaft sowie Telekommunikation. Mit über 300.000 Beschäftigten wurden 2021 Umsatzerlöse von 141 Milliarden Euro erwirtschaftet und mehr als 17 Milliarden Euro investiert. Im Endkundensegment haben die VKU-Mitgliedsunternehmen signifikante Marktanteile in zentralen Ver- und Entsorgungsbereichen: Strom 66 Prozent, Gas 60 Prozent, Wärme 88 Prozent, Trinkwasser 89 Prozent, Abwasser 45 Prozent. Die kommunale Abfallwirtschaft entsorgt jeden Tag 31.500 Tonnen Abfall und hat seit 1990 rund 78 Prozent ihrer CO2-Emissionen eingespart – damit ist sie der Hidden Champion des Klimaschutzes. Immer mehr Mitgliedsunternehmen engagieren sich im Breitbandausbau: 206 Unternehmen investieren pro Jahr über 822 Millionen Euro. Künftig wollen 80 Prozent der kommunalen Unternehmen den Mobilfunkunternehmen Anschlüsse für Antennen an ihr Glasfasernetz anbieten. Zahlen Daten Fakten 2023
Wir halten Deutschland am Laufen – denn nichts geschieht, wenn es nicht vor Ort passiert: Unser Beitrag für heute und morgen: #Daseinsvorsorge. Unsere Positionen: www.vku.de