Wichtiges Signal
VKU zu Vorschlägen zum künftigen Strommarktdesign 02.08.24

Berlin. Das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) hat am Freitag Vorschläge für ein künftiges Strommarktdesign vorgelegt. Dazu VKU-Hauptgeschäftsführer Ingbert Liebing:

„Die enormen Herausforderungen der Energiewende bestehen darin, Klimaschutz und Umweltverträglichkeit, Bezahlbarkeit und Versorgungssicherheit zusammenzubringen.

Das Optionenpapier ist deswegen ein richtiges und wichtiges Signal. Nur ein kluges Strommarktdesign und Zusammenspiel aller Komponenten schaffen ein solides Fundament für das Gelingen der Energiewende.

Wir begrüßen ausdrücklich das klare Bekenntnis des BMWK zur Beibehaltung der einheitlichen deutsch-luxemburgischen Stromgebotszone. Eine große, einheitliche Gebotszone mit vielen Marktteilnehmern sorgt für hohe Liquidität im Stromhandel. Dadurch setzen sich unabhängig vom Standort und der Netzsituation die jeweils kostengünstigsten Erzeugungstechnologien durch.  

Es ist gut, dass das BMWK die Umsetzung des ankündigten Kapazitätsmarkts jetzt angeht. Der VKU begrüßt, dass das BMWK offenbar einen kombinierten Kapazitätsmarkt favorisiert, der zentrale und dezentrale Elemente vereinen soll. Der VKU hatte sich jüngst in gleicher Richtung positioniert: Eine Kombination sichert neben dem zielgerichteten Ausbau gesicherter steuerbarer Kraftwerksleistung auch eine optimale Anreizstruktur für die dringen benötigte Erschließung nachfrageseitiger Flexibilitätspotenziale (zum Beispiel Batterien). Das schafft eine große Akteursvielfalt, die Einbindung dezentraler Anlagen und Flexibilität und erhöht in Summe die Resilienz und Stabilität des Stromversorgungssystems. Die Option eines Kapazitätsabsicherungsmechanismus durch Spitzenpreishedging (Modell eines „Strommarkt Plus“) bleibt aus Sicht des VKU ungeeignet, um diese Ziele zu erreichen.  

Positiv ist, dass das Ministerium Anreize entwickeln will, um die regionalen Netzengpässe stärker zu berücksichtigen. Auch eine flexibilitätsfördernde Netzentgeltsystematik und die Reform individueller Netzentgelte für die Industrie finden unsere Unterstützung. 

Mit Blick auf einen Investitionsrahmen für erneuerbare Energien teilt der VKU die Einschätzung, dass eine Förderung weiterhin notwendig ist. Hohe Investitionskosten bei gleichzeitig geringen Grenzkosten sorgen zwar für günstigere Strompreise, begrenzen jedoch die Möglichkeit, die hohen Investitionen am Strommarkt zurückzuverdienen. Neben dem fortgesetzten Erneuerbaren-Ausbau ist für den VKU ein systemdienlicher Betrieb der EE-Anlagen zentral. 

Der ganzheitliche Ansatz für eine koordinierte Flexibilitätsagenda ist sehr positiv. Nur wenn die Flexibilitätsbereitstellung technisch einfach umsetzbar und ökonomisch attraktiv ausgestaltet wird, kann es gelingen, ausreichend Potentiale bei Erzeugung und Verbrauch zu aktivieren. Die Grundlage dafür muss ein pragmatischer regulatorischer Rahmen sein, der all dies berücksichtigt. 

Der VKU wird sich an der Konsultation des BMWK beteiligen und sich konstruktiv bei der Ausgestaltung eines zukunftsfähigen Marktdesigns einbringen." 

Weitere Informationen:

VKU-Positionspapier zum Kapazitätsmarktdesign

 

Der Verband kommunaler Unternehmen e. V. (VKU) vertritt über 1.550 Stadtwerke und kommunalwirtschaftliche Unternehmen in den Bereichen Energie, Wasser/Abwasser, Abfallwirtschaft sowie Telekommunikation. Mit über 300.000 Beschäftigten wurden 2021 Umsatzerlöse von 141 Milliarden Euro erwirtschaftet und mehr als 17 Milliarden Euro investiert. Im Endkundensegment haben die VKU-Mitgliedsunternehmen signifikante Marktanteile in zentralen Ver- und Entsorgungsbereichen: Strom 66 Prozent, Gas 60 Prozent, Wärme 88 Prozent, Trinkwasser 89 Prozent, Abwasser 45 Prozent. Die kommunale Abfallwirtschaft entsorgt jeden Tag 31.500 Tonnen Abfall und hat seit 1990 rund 78 Prozent ihrer CO2-Emissionen eingespart – damit ist sie der Hidden Champion des Klimaschutzes. Immer mehr Mitgliedsunternehmen engagieren sich im Breitbandausbau: 206 Unternehmen investieren pro Jahr über 822 Millionen Euro. Künftig wollen 80 Prozent der kommunalen Unternehmen den Mobilfunkunternehmen Anschlüsse für Antennen an ihr Glasfasernetz anbieten. Zahlen Daten Fakten 2023
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