Zur Wärmewende
Wärmewende: Warum Fern- und Nahwärme sehr gute Optionen sind

Bis 2045 will Deutschland klimaneutral sein. Fernwärme ist ein zentraler Baustein der Wärmewende, um unabhängig von Öl- und Erdgasimporten aus dem Ausland zu werden und um die Klimaziele zu erreichen, aber: „Gerade bei der Fernwärme gibt es eine Reihe von Irrtümern, Desinformation und Misinformation“, hat VKU-Hauptgeschäftsführer Ingbert Liebing beobachtet. Das sei fatal, denn: „Wir wollen die Wärmenetze ausbauen, weil es für die Kunden und für das Klima das Beste ist.“ Liebing nennt Vorteile der Fern- und Nahwärme:

06.12.24

Berlin, 06.12.2024.

„Fernwärme ist kein Monopol. Oft wird behauptet, dass Fernwärme ein Monopol sei. In Bezug auf das Netz mag das stimmen, denn Wärme ist ein lokales Produkt, das sich im Vergleich zu Strom oder Gas nicht über lange Strecken transportieren lässt. Es gibt bei der Wärme auch keinen nationalen oder europäischen Markt und Wärmenetze nebeneinander herzulegen, ist natürlich wirtschaftlich nicht sinnvoll. Aber: Die örtlichen Fernwärmeversorger stehen im Wettbewerb mit anderen Versorgungsoptionen wie der Wärmepumpe, auf Biomasse basierenden Lösungen oder Hybrid-Heizungen. Deshalb müssen Fernwärmeversorger mit attraktiven Angeboten punkten, um neue Kunden zu gewinnen und Bestandskunden zu halten.

Fernwärme ist preiswert. Ein Blick auf die Gesamtrechnung zeigt, dass Fernwärme absolut wettbewerbsfähig ist. Wer mit Wärmepumpe oder Gastherme heizt, der muss die Geräte samt Einbau und Wartung bezahlen, bei der Wärmepumpe häufig zusätzlich das Haus dämmen. Bei der Fernwärme kommt die Wärme hingegen einfach aus der bisherigen Leitung, und es braucht nicht zwingend eine vorherige Sanierung. Gegenüber der Gasheizung hat Fernwärme noch einen Vorteil: künftig werden fossile Energieträger (Erdgas, Öl und Kohle) teurer, weil beim Verbrennen klimaschädliches CO₂ ausgestoßen wird und die CO₂-Bepreisung steigt. Für Erdgas heißt das: Je mehr Kunden auf Wärmepumpe oder Fernwärme umsteigen, desto teurer werden die Netzkosten für die verbleibenden Gaskunden. Die Fernwärme muss auf klimaneutrale Quellen umgestellt werden, deshalb werden CO₂-Preise beim Fernwärmepreis künftig immer weniger ins Gewicht fallen.

Nahwärme ist eine Chance für ländliche Gebiete. Der Aufbau von dezentralen, neuen Nahwärmenetzen kann auch im ländlichen Raum eine gute Möglichkeit sein. Voraussetzungen sind, dass zugleich Wärmequellen wie Umwelt- und Erdwärme über Wärmepumpen, oder Biomasse wirtschaftlich tragbar erschlossen werden können und ein Ort kompakt besiedelt ist. Denn je mehr Abnehmer am Netz und je weniger Meter von einem Haus bis zum nächsten Haus verlegt werden müssen, desto wirtschaftlicher wird die Nahwärmeversorgung und damit auch günstiger für alle. In zersiedelten ländlichen Regionen, muss die Wirtschaftlichkeit genau geprüft werden. Denn allein die Länge des Leitungsnetzes kann hohe Kosten verursachen.       

Versorger und Kunde vereinbaren gemeinsam die Wärmemenge. Stadtwerke haben kein Interesse daran, Geld für die Bereitstellung einer Wärmeleistung zu kassieren, die nicht gebraucht wird. Denn wenn diese Leistung für einen Kunden reserviert ist, kann sie für niemand anderen erbracht werden. Der Anschlusswert, beziehungsweise die dafür grundlegende Heizlastberechnung, wird von Fachpersonal auf Basis von vorgegebenen Berechnungsverfahren bestimmt und zwischen Versorger und Kunden vereinbart. Der Anschlusswert kann auch angepasst (gesenkt) werden.

Fernwärmekunden haben Rechte. Die Preisbildung bei der Fernwärme ist kein rechtsfreier Raum. Es gibt klare gesetzliche Regeln und funktionierende Kontrollmechanismen: Wenn ein Unternehmen keine marktgerechten Preise nimmt, können die Kartellbehörden einschreiten. Zudem haben Kunden das Recht, die in den Wärmelieferverträgen vertraglich vereinbarte Wärmeleistung einseitig abzusenken. Das ist geltende Rechtslage und ist auch weiterhin im aktuellen Novellierungsentwurf der Verordnung über Allgemeine Bedingungen für die Versorgung mit Fernwärme (AVBFernwärmeVO) so vorgesehen, der noch beschlossen werden müsste. Und wenn der Vertrag ausläuft, kann man sich trotz Anschluss an ein Fernwärmenetz selbstverständlich immer für eine Wärmepumpe entscheiden. Eben, weil Fernwärme kein Monopol im eigentlichen Sinne ist, wie gerne behauptet wird.

Fernwärme ist gefragt. Unsere Mitgliedsunternehmen berichten uns, dass es vor Ort eine hohe Zufriedenheit mit der Fernwärme gibt und die Nachfrage nach neuen Anschlüssen groß ist. Es gibt mehr Interessenten, als die Unternehmen bedienen können. Wir sehen auch, dass Fernwärme in den kommunalen Wärmeplänen vielerorts eine Schlüsselrolle einnimmt. Das zeigt, dass Fernwärme ein hohes Maß an Akzeptanz und Attraktivität besitzt.

Der Fernwärmepreis ist transparent. Es wirkt auf den ersten Blick oft so, als seien Fernwärmepreise ein Buch mit sieben Siegeln, aber sie folgen gesetzlichen Vorgaben und setzen sich aus verschiedenen verbrauchsabhängigen und verbrauchsunabhängigen Preiskomponenten zusammen.

Der Gesamtpreis besteht in der Regel aus Grund-, Leistungs-, Arbeits- und Emissionspreis. Investitionen und Aufwendungen werden durch den Grundpreis gedeckt: Der Fernwärmeversorger investiert in die Wärmeerzeugung und das Wärmenetz sowie in die Wartung und Instandhaltung. Darüber hinaus werden Energieträger für die Wärmeerzeugung benötigt, die das Unternehmen auf den Energiemärkten beschaffen muss. Sobald fossile Energieträger für die Wärmeerzeugung eingesetzt werden, fallen CO2-Kosten an.

Bei der Preisbildung spielt auch die Bodenbeschaffenheit eine wichtige Rolle, ob etwa die Leitung durch Gesteins- oder Sandboden gezogen wird, ob Flüsse oder Autobahnen gequert werden müssen oder ob Kopfsteinpflaster aufwendig wiederhergestellt werden muss.

Mit anderen Verbänden hat der Verband kommunaler Unternehmen im Internet eine Transparenz-Plattform (www.waermepreise.info) eingerichtet, auf der Preise verglichen werden können.

Der Verband kommunaler Unternehmen e. V. (VKU) vertritt über 1.580 Stadtwerke und kommunalwirtschaftliche Unternehmen in den Bereichen Energie, Wasser/Abwasser, Abfallwirtschaft sowie Telekommunikation. Mit rund 309.000 Beschäftigten wurden 2022 Umsatzerlöse von 194 Milliarden Euro erwirtschaftet und mehr als 17 Milliarden Euro investiert. Im Endkundensegment haben die VKU-Mitgliedsunternehmen signifikante Marktanteile in zentralen Ver- und Entsorgungsbereichen: Strom 66 Prozent, Gas 65 Prozent, Wärme 91 Prozent, Trinkwasser 88 Prozent, Abwasser 40 Prozent. Die kommunale Abfallwirtschaft entsorgt jeden Tag 31.500 Tonnen Abfall und hat seit 1990 rund 78 Prozent ihrer CO2-Emissionen eingespart – damit ist sie der Hidden Champion des Klimaschutzes. Immer mehr Mitgliedsunternehmen engagieren sich im Breitbandausbau: 220 Unternehmen investieren pro Jahr über 912 Millionen Euro. Künftig wollen 90 Prozent der kommunalen Unternehmen den Mobilfunkunternehmen Anschlüsse für Antennen an ihr Glasfasernetz anbieten. Zahlen Daten Fakten 2024
Wir halten Deutschland am Laufen – denn nichts geschieht, wenn es nicht vor Ort passiert: Unser Beitrag für heute und morgen: #Daseinsvorsorge. Unsere Positionen: https://www.vku.de/vku-positionen/