Industrie 4.0 & Kreislaufwirtschaft
BMU veröffentlicht Umweltpolitische Digitalagenda 27.03.20

Bundesumweltministerin Svenja Schulze hat am 02.03.2020 in Berlin die umweltpolitische Digitalagenda des BMU vorgelegt. Die Agenda enthält mehr als 70 konkrete Maßnahmen. Ziel ist zum einen, die Digitalisierung in umweltverträgliche Bahnen zu lenken, und zum anderen, die Chancen der Digitalisierung für den Umweltschutz zu nutzen. Die Digitalagenda ist die erste Strategie in Europa, die Digitalisierung und Umweltschutz derart konsequent miteinander verbindet. Entwickelt wurde sie vom Bundesumweltministerium in einem breiten Dialog mit rund 200 Expertinnen und Experten, darunter auch der VKU.

Es gibt nicht die eine Digitalisierung, sondern unterschiedliche Branchen, Lebensbereiche und Handlungsfelder. Vier besonders relevante von ihnen greift die Umweltpolitische Digitalagenda auf. Dazu gehören Mobilität, Naturschutz, Land- und Wasserwirtschaft, Industrie 4.0 & Kreislaufwirtschaft sowie Nachhaltiger Konsum.

Zentrale Maßnahmen innerhalb des Transformationsfeldes Industrie 4.0 & Kreislaufwirtschaft sollen sein:

Digitaler Produktpass
Eine zentrale Maßnahme der Umweltpolitischen Digitalagenda ist die Einführung eines standardisierten digitalen Produktpasses. Der digitale Produktpass ist ein Datensatz, der die Komponenten, Materialien und chemischen Substanzen oder auch Informationen zu Reparierbarkeit, Ersatzteilen oder fachgerechter Entsorgung für ein Produkt zusammenfasst. Die Daten stammen aus allen Phasen des Produktlebenszyklus und können in all diesen Phasen für verschiedene Zwecke genutzt werden (Design, Herstellung, Nutzung, Entsorgung).

Die Strukturierung umweltrelevanter Daten in einem standardisierten, vergleichbaren Format ermöglicht allen Akteuren in der Wertschöpfungs- und Lieferkette, gemeinsam auf eine Kreislaufwirtschaft hinzuarbeiten. Der digitale Produktpass ist zugleich eine wichtige Grundlage für verlässliche Konsumenteninformation und nachhaltige Konsumentscheidungen im stationären wie auch im Online-Handel.

Das BMU wird den digitalen Produktpass zu einem Schwerpunkt während der deutschen EU-Ratspräsidentschaft machen und an Konzepten für seine Gestaltung und Umsetzung mitwirken.

Daten und Technologien für besseres Recycling
Standardisierte Daten zu Produkten und Abfallströmen können Anlagen in der Abfallwirtschaft weiterentwickeln. Ein wichtiger Schritt ist der Auftrag an die Europäische Chemikalien-Agentur, für Betreiber von Abfallbehandlungsanlagen eine Datenbank über besorgniserregende Stoffe einzurichten, um diese zukünftig aus dem Wertstoffkreislauf auszuschleusen.

In der Abfallwirtschaft bieten digitale Lösungen neue Möglichkeiten für die direkte Interaktion mit Verbraucherinnen und Verbrauchern. Apps können Impulse für die Abfallvermeidung und bewusstere Mülltrennung setzen. Die betriebliche Abfallwirtschaft, die vor der Herausforderung einer effizienten Sammellogistik in verdichteten Städten sowie zersiedelten ländlichen Räumen steht, kann ebenfalls von Apps profitieren. Das BMU plant, diese Herausforderungen durch die Förderung und Entwicklung von Demonstrationsprojekten in einem Reallabor „Digital vernetzte Modellkommune“ aufzugreifen. Hierbei sollen auch Datenstandards für eine einheitliche Datenbasis entstehen.

Potenziale der Digitalisierung für die Produktion: Progress III
Die dritte Auflage des Deutschen Ressourceneffizienzprogramms (ProgRess III) identifiziert Standardisierungs- und Normungsbedarfe in der Produktion. Und sieht den Aufbau einer Open-Data-Plattform zum Ressourcenschutz vor. Sie soll dabei helfen, Fortschritte, Fehlentwicklungen und Handlungsbedarf bei der Ressourcenpolitik zu erkennen und die öffentliche Datenbasis für einzelne Stoffströme sowie für deren Umweltrelevanz zu erweitern.

Betriebliches Umwelt- und Energiemanagement erleichtern
Ein wichtiges Instrument für den systematischen betrieblichen Umweltschutz ist das freiwillige europäische Umweltmanagementsystem EMAS (Eco-Management and Audit Scheme). Neben der Verbesserung der Umweltleistung bietet EMAS auch wirtschaftliche Chancen: Potenziale zur Einsparung von Ressourcen werden erkannt und die Rechtssicherheit durch die überprüfbare Einhaltung von Vorschriften erhöht.

Passgenaue Förderprogramme
Die Förderung digitaler Industrieinnovationen für Klima- und Ressourcenschutz stärkt die Handlungsfähigkeit in Industrie und Kreislaufwirtschaft. Anlagen zur Luftreinhaltung oder zur Abwasserbehandlung können zum Beispiel direkt mit digital gesteuerten Produktionsprozessen verknüpft und effizienter werden. Das BMU stellt im Rahmen seines Umweltinnovationsprogramms (UIP) Mittel aus dem Energie- und Klimafonds (EKF) für Investitionen zur Dekarbonisierung im Industriesektor zur Verfügung. Neuer Förderschwerpunkt: Digitale Technologien.

Die Umweltpolitische Digitalagenda finden Sie unter folgendem Link:
https://www.bmu.de/fileadmin/Daten_BMU/Pools/Broschueren/broschuere_digitalagenda_bf.pdf

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