Strommarktdesign, Marktdesign
BMWK legt Optionenpapier „Strommarktdesign der Zukunft“ vor

Das BMWK hat am vergangenen Freitag das angekündigte Optionenpapier für ein zukünftiges Strommarktdesign vorgelegt. Darin werden für unterschiedliche Handlungsfelder Optionen zur Ausgestaltung eines sicheren, bezahlbaren und klimaneutralen Strommarktdesigns der Zukunft diskutiert.

05.08.24

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Kurt Kleemann/stock.adobe.com

Das BMWK hat am vergangenen Freitag das angekündigte Optionenpapier für ein zukünftigtes Strommarktdesign vorgelegt. Das Papier greift alle vier, im Rahmen der „Plattform Klimaneutrales Stromsystem“ (PKNS) im vergangenen Jahr diskutierten Handlungstränge auf: Investitionsrahmen für erneuerbare Energien, Investitionsrahmen für steuerbare Kapazitäten, Lokale Signale und Flexibilisierung.

Das knapp 120 seitenstarke Dokument „Strommarktdesign der Zukunft“ stellt pro Themenfeld verschiedene Hanldungsoptionen vor, die auf den Diskussionen der PKNS basieren. Zur Vorbereitung der politischen Entscheidungen zum zukünftigen Strommarktdesign läuft bis zum 28. August eine schriftliche, öffentliche Konsultation der dargelegten Optionen. Die Ergebnisse der Konsultation sollen in die Entscheidungsfindung der Bundesregierung einfließen.

Die enormen Herausforderungen der Energiewende bestehen darin, Klimaschutz und Umweltverträglichkeit, Bezahlbarkeit und Versorgungssicherheit zusammenzubringen. Der VKU bewertet das Optionenpapier deswegen als ein richtiges und wichtiges Signal. Nur ein kluges Strommarktdesign und Zusammenspiel aller Komponenten schaffen ein solides Fundament für das Gelingen der Energiewende.

Der VKU begrüßt ausdrücklich das klare Bekenntnis des BMWK zur Beibehaltung der einheitlichen deutsch-luxemburgischen Stromgebotszone. Eine große, einheitliche Gebotszone mit vielen Marktteilnehmern sorgt für hohe Liquidität im Stromhandel. Dadurch setzen sich unabhängig vom Standort und der Netzsituation die jeweils kostengünstigsten Erzeugungstechnologien durch.  

Positiv ist auch, dass das Ministerium Anreize entwickeln will, um die regionalen Netzengpässe stärker zu berücksichtigen. Auch eine flexibilitätsfördernde Netzentgeltsystematik und die Reform individueller Netzentgelte für die Industrie finden unsere Unterstützung. 

Zudem ist es gut, dass das BMWK die Umsetzung des ankündigten Kapazitätsmarkts jetzt angeht. Der VKU begrüßt, dass das BMWK offenbar einen kombinierten Kapazitätsmarkt favorisiert, der zentrale und dezentrale Elemente vereinen soll. Der VKU hatte sich jüngst in gleicher Richtung positioniert: Eine Kombination sichert neben dem zielgerichteten Ausbau gesicherter steuerbarer Kraftwerksleistung auch eine optimale Anreizstruktur für die dringend benötigte Erschließung nachfrageseitiger Flexibilitätspotenziale (zum Beispiel Batterien). Das schafft eine große Akteursvielfalt, die Einbindung dezentraler Anlagen und Flexibilität und erhöht in Summe die Resilienz und Stabilität des Stromversorgungssystems. Die Option eines Kapazitätsabsicherungsmechanismus durch Spitzenpreishedging (Modell eines „Strommarkt Plus“) bleibt aus Sicht des VKU ungeeignet, um diese Ziele zu erreichen.

Im Übrigen sollte aus Sicht des VKU auch das KWKG als etabliertes und haushaltsunabhängiges Instrument parallel weiter genutzt werden, indem es zügig verlängert und perspektivisch umfassend weiterentwickelt wird.

Mit Blick auf einen Investitionsrahmen für erneuerbare Energien teilt der VKU die Einschätzung, dass eine Förderung weiterhin notwendig ist. Hohe Investitionskosten bei gleichzeitig geringen Grenzkosten sorgen zwar für günstigere Strompreise, begrenzen jedoch die Möglichkeit, die hohen Investitionen am Strommarkt zurückzuverdienen. Neben dem fortgesetzten Erneuerbaren-Ausbau ist für den VKU ein systemdienlicher Betrieb der EE-Anlagen zentral. 

Der ganzheitliche Ansatz für eine koordinierte Flexibilitätsagenda ist ebenfalls ein positives Signal. Nur wenn die Flexibilitätsbereitstellung technisch einfach umsetzbar und ökonomisch attraktiv ausgestaltet wird, kann es gelingen, ausreichend Potentiale bei Erzeugung und Verbrauch zu aktivieren. Die Grundlage dafür muss ein pragmatischer regulatorischer Rahmen sein, der all dies berücksichtigt. 

Der VKU wird sich im Rahmen der Konsultation des Optionenpapiers konstruktiv zur Ausgestaltung eines zukunftsfähigen Marktdesigns einbringen.