EU-Klimaziel 2040
Studie stellt die Erreichbarkeit eines EU-Klimaziels 2040 von -90 % in Frage

Eine von VKU und DIHK in Auftrag gegebene Studie zeigt auf, dass es unwahrscheinlich ist, dass ein neues EU-Klimaziel 2040 mit einer Minderung der Treibhausgasemissionen von 90 Prozent erreichbar ist. Statt weiterer Zielverschärfung sollte jetzt der Fokus auf die Erreichung des 2030-Ziels gelegt werden.

09.10.24

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Am 1. Oktober haben DIHK und VKU in Berlin eine umfassende Studie vorgestellt, die sich mit dem von der EU-Kommission vorgeschlagenen Klimaziel für 2040 auseinandersetzt. Dieses Ziel sieht eine 90-prozentige Reduzierung der Netto-Treibhausgasemissionen (THG) im Vergleich zu 1990 vor.

Die Studie wurde von The Climate Desk sowie Futurecamp erstellt und analysiert die bisherige Emissionsminderung, den Stand der Klimazielerreichung in Europa und Deutschland – und was minus 90 Prozent für die deutsche Klimazielsetzung bedeuten würde. Die Studie ist hier abrufbar.

Ein zentrales Ergebnis der Studie: Derzeitige Emissionsprognosen der EU-Mitgliedstaaten zeigen, dass bereits das für 2030 vorgesehene europäische Ziel einer 55-prozentigen CO2-Reduktion verfehlt wird. Das Erreichen eines 2040-Ziels von -90 Prozent, das auf der Zielerreichung 2030 aufbaut, gerät dadurch außer Reichweite.

Zudem stellt die Studie dar, dass das vorgeschlagene Klimaziel 2040 auf vielen optimistischen Annahmen beruht, beispielsweise in Bezug auf die Verfügbarkeit von Technologien, Fachkräften, Rohstoffen und den Mitteln für Investitionen. Sollten diese nicht eintreten, drohen aus Sicht von DIHK und VKU Überregulierung, steigende Kosten sowie politische und wirtschaftliche Verwerfungen.

Aus diesem Grund plädieren die beiden Organisationen für mehr Realitätssinn: Es ist kontraproduktiv, langfristige Ziele zu verschärfen, wenn man kurzfristige nicht erreicht. Der Fokus sollte stattdessen darauf liegen, wie das Ziel für 2030 kosteneffizient und wirtschaftlich tragbar erreicht werden kann.

Die Kernergebnisse der Studie im Überblick:

  • Es ist unwahrscheinlich, dass das vorgeschlagene -90 Prozent-Ziel 2040 der EU erreichbar ist.
  • Schon das Erreichen des 2030er Ziels von -55 Prozent ist aktuell unwahrscheinlich. Selbst mit sehr optimistischen zusätzlichen Maßnahmen, die die Mitgliedsstaaten in ihren Berichten an die EU-Kommission ankündigen, um ihre Ambitionen bei der Dekarbonisierung aufzuzeigen, werden die Ziele nicht erreicht. 
  • Falls die 2030-Ziele verfehlt werden, hat das entsprechende Auswirkungen auf ein 2040er Ziel. Unternehmen und private Haushalte würden für den Zeitraum 2031-2040 erheblich stärker belastet, weil ein wesentlich schnelleres Tempo der Treibhausgasminderung erforderlich wäre. 
  • Insbesondere Sektoren, die bisher wenig zur Minderung beitragen (in Deutschland vor allem Verkehr und Gebäude), müssten mehr in den Fokus der Klimapolitik.
  • Technologien und Verfügbarkeiten sind ein Schlüssel zum Erfolg, beispielsweise die schnelle Einführung von Kohlenstoffdioxidabscheidung und -speicherung (CCS) sowie grüner Wasserstoff und die entsprechenden Infrastrukturen dafür. Dafür braucht es erhebliche Investitionen. 
  • Der Erfolg oder Misserfolg Deutschlands beim Erreichen seiner nationalen Klimaziele hat erhebliche Auswirkungen auf die Fähigkeit der EU insgesamt, ihre Klimaziele zu erreichen. Deutschland trägt dabei aufgrund seiner wirtschaftlichen Größe und seiner industriellen Basis auch eine besondere Verantwortung.

Bei der Vorstellung der Studie am 1. Oktober wurde von verschiedenen Seiten klar aufgezeigt, dass verlässliche Rahmenbedingungen, eine gesicherte Finanzierung und die rechtzeitige Bereitstellung zentraler (Netz-)Infrastrukturen für den Hochlauf der Wasserstoffwirtschaft und der CO2-Abscheidung und –Speicherung sowie die Sicherstellung finanzieller Förderungen beispielsweise beim Fernwärmeausbau zentral für die weitere Dekarbonisierung sind. Dies ist eine zentrale Säule für weitere Fortschritte beim Klimaschutz.