Hintergrundinfos

Die Novelle der Bioabfallverordnung: Ein wichtiger Schritt hin zu einer funktionierenden Kreislaufwirtschaft

Am 11. Februar 2022 hat der Bundesrat die Novelle der Bioabfallverordnung beschlossen. Mit dieser will der Gesetzgeber den Kunststoffeintrag in die Umwelt reduzieren. Der Verband Kommunaler Unternehmen (VKU) begrüßt die neue Bioabfallverordnung als richtigen Schritt hin zu einer funktionierenden Kreislaufwirtschaft – schließlich stellt Bioabfall in Privathaushalten mengenmäßig den größten Anteil.

„Wir begrüßen ausdrücklich das Ziel der Verordnungsnovelle, den Kunststoffeintrag in die Umwelt zu reduzieren“, sagt Patrick Hasenkamp, VKU-Vizepräsident und Leiter der Abfallwirtschaftsbetriebe Münster. Und erklärt: „Wir brauchen mehr Bioabfall mit weniger Plastik. Grundvoraussetzung für die Herstellung etwa von hochwertiger Bio-Komposterde sind möglichst sortenreine Bioabfälle idealerweise ohne Fremdstoffe. Durch deren Nutzung können wir z. B. Torf, bei dessen Abbau Moorlandschaften zerstört und große Mengen CO2 freigesetzt werden, mehr und mehr substituieren. Die Qualitätsverbesserung von Bioabfällen trägt damit auch zum Klimaschutz bei.“Doch wer möchte schon im Kompost - und somit auch auf dem Acker, im Garten oder in seiner Blumenerde auf dem Balkon - bunte Plastikschnipsel finden? Diese gelangen insbesondere dadurch in die Biotonne, dass Bioabfälle oft in Plastiktüten verpackt werden.Die neue Bioabfallverordnung führt daher nun strenge Grenzwerte für die zulässigen Kunststoffanteile im Bioabfall ein.Bioabfälle werden aber auch verunreinigt, wenn neuartige, sogenannte „biologisch abbaubare“ Materialien oder „kompostierbare Kunststoffe“ über die Biotonne entsorgt werden. „Viele solcher neuen „Bio-Kunststoff“-Produkte wie Verpackungen, Kaffeekapseln oder Sammeltüten gelten laut Aufdruck zwar als biologisch abbaubar. Bei genauem Hinsehen sind sie es aber nicht bzw. zersetzen sich zu langsam. Sie stören daher den Prozess in den Bioabfall-Behandlungsanlagen und verursachen zusätzlichen Aufwand“, sagt VKU-Vize Patrick Hasenkamp. Und betont:

„Deshalb begrüßen wir die Novelle sehr, die darauf abzielt, Fremdstoffe, insbesondere Kunststoffe, im Biomüll zu reduzieren und so die Vermarktungsfähigkeit des Bioabfallkomposts zu verbessern.Das bedeutet für uns als kommunale Entsorger und Verwerter von Bioabfällen in der Praxis aber auch, dass wir Biotonnen verstärkt auf Fehlwürfe kontrollieren werden. Dies kann für die Bürger die Folge haben, dass wir mit Plastik verunreinigte Biotonnen stehen lassen bzw. mit der teureren Restmüllabfuhr entsorgen müssen.

Unser Tipp an Verbraucherinnen und Verbraucher lautet daher: Bioabfälle bringen Sie am besten in einem Vorsortiergefäß, also etwa einem kleinen Eimer, oder zum Beispiel eingewickelt in Zeitungspapier zur Biotonne, nicht in einer Plastiktüte.“

Tipps zur sauberen getrennten Bioabfallsammlung

Kommunale Abfallwirtschaftsbetriebe entwickeln ganzheitliche Konzepte für die optimale Nutzung von Bioabfällen: von der Kampagnenarbeit über die Sammlung bis hin zur Verwertung. Das ermöglicht es, aus dem früher klimaschädlichen Abfall wertvollen Dünger und Energie herzustellen – und damit pro Jahr fast 30 Millionen Tonnen CO2 einzusparen. Möglich machen das Anlagen, in die die Kommunen massiv investiert haben: vor allem Biogas- und Kompostierungsanlagen sowie Biomasseheizkraftwerke.

Kompostierungs- und Biogasanlagen liefern wertvolle Komposte und Gärreste für Landwirtschaft oder Garten. Diese sind reich an langlebigen Stick- und Kohlenstoffen, bieten Insekten einen hervorragenden Lebensraum und erhöhen die Fähigkeit des Bodens, Feuchtigkeit zu speichern – vor dem Hintergrund, dass wir uns auch in Deutschland auf immer mehr und längere Trockenperioden einstellen müssen, eine besonders wertvolle Eigenschaft.

Doch Bioabfall kann nicht nur die Bodenqualität verbessern, auch als Energieträger ist er interessant: Biomasseheizkraftwerke produzieren Strom und Wärme, in Biogasanlagen entsteht Gas. Kommunale Wertschöpfungsketten und Infrastrukturen machen es möglich, dass mithilfe von Küchen- und Gartenabfällen Elektroautos betankt, Wohnungen beheizt und Betriebe mit Strom versorgt werden. Die Berliner Stadtreinigung etwa gewinnt in ihrer Vergärungsanlage (neben flüssigen und festen Gärresten) Gas und betankt damit 160 Müllfahrzeuge. Diese transportieren über die Hälfte des Berliner Restmülls und Bioabfalls: klimaneutral und rußfrei.

Im Bioabfall steckt noch mehr Potenzial, das genutzt werden sollte. Seit Jahren arbeiten die Kommunen daher kontinuierlich am Ausbau der Bioabfallsammlung. Mit Erfolg: Allein 2017 haben sie 10,3 Millionen Tonnen gesammelt – das entspricht 124 Kilogramm pro Einwohner – und ist so viel wie nie zuvor.

Eine wichtige Voraussetzung für eine nachhaltige Bioabfallverwertung ist, dass die Bürgerinnen und Bürger den Müll sortenrein trennen. Ein unverzichtbarer Baustein ganzheitlicher kommunaler Konzepte ist daher die Öffentlichkeitsarbeit. In regionalen und überregionalen Kampagnen werben die Kommunen für sortenreines Trennen. Die Botschaft: Bioabfalltrennung ist ein aktiver Beitrag zum Umweltschutz. Aber: Plastik, Glas oder Metalle haben in der Biotonne nichts verloren!

Mehr Tipps finden Sie hier.

Trennhilfe: Was kommt in die Biotonne und was nicht.