Stuttgart, 25.10.2017. 60 Prozent der Baden-Württemberger beziehen ihren Strom aus kommunalen Netzen. Beim Gas sind es sogar 80 Prozent. „Die Rekommunalisierung hat den Erfolg der kommunalen Versorger erneut deutlich gemacht“, so Dr. Achim Kötzle, Vorsitzender der VKU-Landesgruppe Baden-Württemberg.. Die VKU-Landesgruppe hat in einer bundesweit einmaligen Studie erstmals umfassende Daten zur Vergabe der über 2.000 Strom- und Gaskonzessionen in Baden-Württemberg erhoben und ausgewertet. Die Studie ging der Frage nach, wer die Konzessionen hält beziehungsweise wer die Verteilnetzbetreiber (VNB) sind.
Die Ergebnisse unterstreichen die Relevanz kommunaler Unternehmen: Von den insgesamt 236 Unternehmen, die sich in Baden-Württemberg um die Strom- und Gasnetze kümmern, sind 193 mehrheitlich in kommunaler Hand. Die versorgten Netzgebiete der kommunalen VNB decken 60 Prozent der Einwohner beim Strom und sogar über 80 Prozent beim Gas ab. „Stadtwerke und andere kommunale Versorger sind die wichtigsten Ansprechpartner in Sachen Verteilnetze“, sagt Dr. Achim Kötzle. „Die Erfahrungen der letzten Jahre zeigen, dass Rekommunalisierungsprojekte, die mit volks- und betriebswirtschaftlichem Sachverstand angegangen wurden, entscheidende Mehrwerte für Städte, Gemeinden und kommunale Unternehmen schaffen. Hierbei spielt auch das große Vertrauen der Bürger in die kommunalen Versorger eine entscheidende Rolle.“
Über den Zeitraum von 20 Jahren wurde jede fünfte Netzkonzession, die nicht bereits in kommunaler Hand war, rekommunalisiert. Dabei ist vor allem der Stromsektor stark von der Rekommunalisierung betroffen. In knapp 200 Fällen kam es hier zu einem Wechsel des Konzessionärs, wobei die Größe der Kommune dafür nicht ausschlaggebend war. In den Landkreisen ist Ludwigsburg mit 33 Rekommunalisierungen Spitzenreiter. Es folgen der Rems-Murr-Kreis (22), das Breisgau (17) sowie mit jeweils 12 Fällen der Bodenseekreis und Göppingen.
Die Tendenz der Rekommunalisierung hat gezeigt, dass der Anteil kommunaler Netze weiterhin steigen wird. Dabei ist die Dynamik primär im Stromsektor zu verorten. Gemessen an der absoluten Anzahl an Konzessionen haben kommunale Energieversorgunger hier das größte Potenzial, obwohl sie bereits jetzt über 60 Prozent der Bevölkerung abdecken. In der Hälfte der Fälle ging die Überrnahme mit der Neugründung eines Unternehmens einher, nicht selten unter Miteinbeziehung eines (kommunalen) strategischen Partners. Die Studie ist ein Pilotprojekt der VKU-Landesgruppe Baden-Württemberg und liefert erstmalig empirische Befunde zur Konzessions-Situation in Baden-Württemberg. Sie belegt die Annahme, dass die kommunalen EVU auf Verteilnetzebene die wichtigste Rolle spielen und entscheidend zur Strom- und Gasversorgung beitragen. Dadurch, dass viele Kommunen die Hoheit über ihre Versorgung wieder in die eigenen Hände nehmen möchten, wird sich an diesem Status auch zukünftig nichts ändern.
In Baden-Württemberg sind 199 kommunale Unternehmen im VKU organisiert. Die VKU-Mitgliedsunternehmen in Baden-Württemberg leisten jährlich Investitionen in Höhe von 1,070 Milliarden Euro, erwirtschaften einen Umsatz von über 12 Milliarden Euro und sind wichtiger Arbeitgeber für rund 25.000 Beschäftigte.