Stuttgart, 08. Juli 2020. Nicht alle Bäder offen, weniger Besucher als erlaubt, hohe Kosten und häufiger Unverständnis der Badegäste: Seit dem 6. Juni 2020 dürfen Baden-Württembergs Schwimmbäder unter Auflagen wieder öffnen. Nach dem ersten Monat der Freibadsaison in Zeiten der Corona-Pandemie zieht die Landesgruppe Baden-Württemberg des Verbands kommunaler Unternehmen (VKU), welche die kommunalen Badbetreiber vertritt, eine erste Bilanz. Sie appelliert an die Landesregierung, auch die wirtschaftlichen Folgen zu berücksichtigen.
Die Freibadsaison verläuft in Baden-Württemberg von Kommune zu Kommune unterschiedlich, die wirtschaftlichen Folgen treffen die kommunalen Badbetreiber gleichermaßen. Die wesentlichen Ergebnisse aus der ersten Bilanz der VKU-Landesgruppe Baden-Württemberg mit ihren Mitgliedern:
• In Baden-Württemberg unterscheidet sich die Situation von Kommune zu Kommune: In der einen Gemeinde ist das Freibad offen, in der Nachbargemeinde geschlossen - und das unter Umständen für die ganze Freibadsaison. Grund für geschlossene Bäder ist, dass die Auflagen mancherorts nicht erfüllt werden können – zum Beispiel dann, wenn die Bauweise des Bades die Einhaltung des Mindestabstands verhindert. Der VKU bittet um Verständnis, wenn Bäder nicht öffnen können - in Zeiten der Corona-Pandemie müssen Gesundheitsschutz und Badebetrieb miteinander vereinbar sein.
• Aufwand und Kosten steigen durch Auflagen, Baden-Württemberger zurückhaltend: Die Betreiber rechnen für diese Saison mit einem größeren Defizit als sonst - meist im Bereich von 100.000 - 150.000 Euro pro Bad, vereinzelt aber auch erheblich höher. Erheblich mehr Personal und Aufwand bei gleich hohen Betriebskosten und weniger Besuchern: Die Corona-Pandemie wird die finanziellen Verluste in dieser Badesaison für die Kommunen und Badbetreiber in die Höhe schnellen lassen.
Beispiel: Ein Bäderbetrieb, der in der normalen Saison 3.500 bis 5.000 Gäste empfangen kann, darf in Zeiten von Corona maximal 600 Badegäste gleichzeitig hereinlassen. Dieser Einnahmenverlust fällt noch höher aus, da die Baden-Württemberger sich zurückhalten. Das Bad erreicht bisher nicht mehr als 250 Badegäste gleichzeitig. Landesweit schätzen die Betreiber, dass bisher nur ein Drittel der maximal erlaubten Kapazität ausgelastet ist – selbst die erlaubte Höchstzahl wird so gut wie nie erreicht. Für die diesjährige Freibadsaison prognostizieren die Betreiber, dass sich das Defizit auf zusätzliche 100.000 bis 150.000 EUR pro Bad durch die Corona-Pandemie vergrößern wird (vereinzelt aber auch erheblich höher). Der VKU steht hinter den strengen Schutzmaßnahmen: Die Sicherheit der Gäste und des Badpersonals muss oberste Priorität haben. Mit Blick auf Vorgaben und Kosten der Umsetzung appelliert der VKU an die Landesregierung, die Betreiber nicht baden gehen zu lassen, sondern finanziell zu unterstützen. Wer öffnen lassen will, soll auch zahlen.
• Insgesamt reagieren Bürgerinnen und Bürger verständnisvoll, jedoch häuft sich das Unverständnis: Während in die Freibäder weniger Badegäste als erlaubt strömen, weichen viele an Badeseen und Badestellen aus, wo die Vorgaben des Landes oft nicht beachtet oder durchgesetzt werden und häufig auch Rettungsschwimmer fehlen. Die Badegäste in den Freibädern zeigen mehrheitlich Verständnis für die strengen Schutzmaßnahmen, allerdings häufen sich die Fälle uneinsichtiger Bürgerinnen und Bürger.
Der VKU appelliert daher zum einen an die Kommunen, bei Bedarf nachzusteuern, um ein massenhaftes Ausweichen an unkontrollierte beziehungsweise nur schwer kontrollierbare Badeorte zu unterbinden und auch die Risiken des Schwimmens an unbewachten Badegewässern zu senken. Zum anderen bittet der VKU die Badegäste weiter um Verständnis für die Schutzmaßnahmen in Freibädern und appelliert, sich auch weiter an die Hygiene- und Abstandsmaßnahmen zu halten. Auch das beste Pandemie-Konzept bleibt nur ein Papiertiger, wenn die Badegäste nicht aktiv durch die Einhaltung der Abstands- und Hygieneregeln mitwirken: Badespaß geht nur gemeinsam.
In Baden-Württemberg sind 205 kommunale Unternehmen im VKU organisiert. Die VKU-Mitgliedsunternehmen in Baden-Württemberg leisten jährlich Investitionen in Höhe von knapp 1,5 Milliarden Euro, erwirtschaften einen Umsatz von knapp 14 Milliarden Euro und sind wichtiger Arbeitgeber für knapp 33.000 Beschäftigte.