Kommunale Unternehmen in Bayern füllen bayerische Wärmewende mit Leben - Wärmestrategie bedarf echter Technologieoffenheit 25.10.24

München, 25. Oktober 2024:Die kommunalen Unternehmen in Bayern benötigen eine klare Richtung, wohin der Freistaat im Bereich Wärme steuert. Die kommunale Wärmeplanung wird die Hausaufgabe schlechthin für die Kommunen und ihre kommunalen Unternehmen in den nächsten Jahren. Hierfür sind klare Anhaltspunkte notwendig, damit die Planung und die praktische Umsetzung dieser Pläne Realität wird“, so Marcus Steurer, Vorsitzender der VKU-Landesgruppe Bayern. Die Landesgruppe Bayern des Verbands kommunaler Unternehmen e.V. begrüßt grundsätzlich die diese Woche vorgelegte Bayerische Wärmestrategie, vermisst aber echte Technologieoffenheit um die angestrebte Klimaneutralität bis 2040 zu erreichen.

Unserem ersten Eindruck nach ist die Bayerische Wärmestrategie nicht wirklich technolologieoffen gestaltet. Nicht nachvollziehen können wir, wieso bei Förderprogrammen die Biomasse etwa mit Holz so sehr begünstigt wird und gleichzeitig andere Quellen, wie die verschiedenen Formen der Geothermie, komplett hinten runterfallen. Wir vermissen zudem eine bayerische Flankierung beim Ausbau der Wärmenetze auch unabhängig vom Biomasseeinsatz,“ so Marcus Steurer in einer kurzen Einordnung.

Die Energie- und Wärmewende erfordert hohe Investitionen, insbesondere für Lösungen wie Geothermie, aber auch für Netze und flankierend Effizienz an Gebäuden wie auch in der Industrie. Der Befund der Forschungsstelle für Energiewirtschaft im Auftrag des StMWi in der „Energiesystemanalyse Bayern klimaneutral“ zeigt, dass diese sich rentieren: So lassen sich im kommenden Jahrzehnt Einsparungen zwischen 60 und 80 Milliarden Euro erzielen. Das entspricht einem Jahreshaushalts des Freistaats Bayern. Wärme hat hier einen hohen Anteil. Für die Finanzierung dieser Investitionen fordert der VKU einen Energiewendefonds und staatliche Sicherheiten für tragfähige Finanzierungen im Bund, wie in Bayern. Die LfA Mittel in der Wärmestrategie müssen auch kommunalen Unternehmen offen stehen.

Als positiv erachtet die VKU-Landesgruppe Bayern, dass das StMWi eine Potenzialabschätzung für die thermische Gewässernutzung in Auftrag geben wird. Die gemeinsame FfE-Studie im Auftrag von VKU-Landesgruppe Bayern, VBEW und Vereinigung Wasserkraftwerke in Bayern e.V. (VWB) und dem Landesverband Bayerischer Wasserkraftwerke eG (LVBW) war im Frühjahr bereits zu dem Ergebnis gekommen, dass mindestens die Hälfte der bayerischen Städte und Gemeinden Wärme aus Flüssen für ihre Wärmeplanung einbeziehen können. Die Untersuchung des Freistaates sollte sich insofern auf die Chancen und nicht die Grenzen der Wärme aus Gewässern konzentrieren. Als ideale Ergänzung vor Ort kann zudem industrielle Abwärme oder Wärme aus Abwasser eingebunden werden.

Beispiele, wie Abwärmenutzung aus Abwasser in Bamberg und Straubing, kalte Wärmenetze in Haßfurt oder die Wärmepumpe mit Bachwasser in Rosenheim und die bewährte Nutzung von Tiefengeothermie in und um München unterstreichen bereits heute, dass kommunale Unternehmen in  Bayern innovative Vorreiter und damit auch Vorbilder in Bayern sind. Auch die Studien des StMWi der letzten Jahre zu den unterschiedlichen Formen der Geothermie belegen, wie wichtig echte Technologieoffenheit für den Weg ist, der uns ins klimaneutrale Bayern 2040 führt. Für die noch auszugestaltende Wärmeplanung in Bayern ist entscheidend, dass die Kommunen auch über die von Freistaat bereitgestellten Daten und Schulungen diese Offenheit in ihrer ganzen Breite mit Leben füllen können.

Nach Auffassung der VKU-Landesgruppe Bayern wird die  künftige Wärmeversorgung in Bayern deutlich vielfältiger sein, als sie es bis dato auf Basis von Erdgas, Heizöl und Biomasse ist. Wie heute schon beim Strom, ist davon auszugehen, dass die Verbrennung in der Wärmeversorgung bis 2040 deutlich an Stellenwert verliert, ein echter Paradigmenwechsel. Zugleich behalten Gase und Biomasse als (saisonal) speicher- und lagerbare Energien weiterhin eine wichtige Rolle in der zukünftigen Wärmeversorgung. Die Masse der Wärme wird jedoch Umweltwärme lokal liefern müssen, um die Ziele 2040 zu erreichen. „Lasst uns zunächst die Wärmequellen bei uns vor Ort nutzen, bevor wir Wasserstoff und Co. importieren. Dafür müssen wir Wärme aus allen Umweltenergien, Strom, Biomasse und Gasen ganzheitlich betrachten“, ermuntert Marcus Steurer abschließend. 

Staatsminister Aiwanger hatte am Dienstag dieser Woche seine Wärmestrategie für Bayern vorgelegt, als eine von fünf Strategien des Energieplans Bayern 2040.

 

 

 

 

 

 

 

In Bayern sind 222 kommunale Unternehmen im VKU organisiert. Die VKU-Mitgliedsunternehmen in Bayern leisten jährlich Investitionen in Höhe von über 2,5 Milliarden Euro, erwirtschaften einen Umsatz von fast 23 Milliarden Euro und sind wichtiger Arbeitgeber für über 41.000 Beschäftigte.

Der Verband kommunaler Unternehmen e. V. (VKU) vertritt über 1.550 Stadtwerke und kommunalwirtschaftliche Unternehmen in den Bereichen Energie, Wasser/Abwasser, Abfallwirtschaft sowie Telekommunikation. Mit über 300.000 Beschäftigten wurden 2021 Umsatzerlöse von 141 Milliarden Euro erwirtschaftet und mehr als 17 Milliarden Euro investiert. Im Endkundensegment haben die VKU-Mitgliedsunternehmen signifikante Marktanteile in zentralen Ver- und Entsorgungsbereichen: Strom 66 Prozent, Gas 60 Prozent, Wärme 88 Prozent, Trinkwasser 89 Prozent, Abwasser 45 Prozent. Die kommunale Abfallwirtschaft entsorgt jeden Tag 31.500 Tonnen Abfall und hat seit 1990 rund 78 Prozent ihrer CO2-Emissionen eingespart – damit ist sie der Hidden Champion des Klimaschutzes. Immer mehr Mitgliedsunternehmen engagieren sich im Breitbandausbau: 206 Unternehmen investieren pro Jahr über 822 Millionen Euro. Künftig wollen 80 Prozent der kommunalen Unternehmen den Mobilfunkunternehmen Anschlüsse für Antennen an ihr Glasfasernetz anbieten. Zahlen Daten Fakten 2023