München, 19.1.2022: Klimaschutz, ein verändertes Energiesystem und neue Energienachfrage erfordern auch in Bayern mit der Windenergie unsere Zukunft zu gestalten. „Eine sichere und günstige Energieversorgung in Bayern, fällt mit der Windenergie leichter“, sagt Josef Hasler, Vorsitzender der VKU Landesgruppe Bayern. Diese hatte die Parteien schon zur Landtagswahl 2018 aufgefordert, die Abstandsregelung 10H abzuschaffen.
Wind ist heute eine der günstigsten Ressourcen zur Energiegewinnung. Selbst in vergleichsweise windschwachen Gebieten wie Bayern, lassen sich an vielen Standorten gute Erträge erzielen, die dann nicht weit zu transportieren sind. Sie sind wichtig, um zu unterschiedlichen Zeiten die Kapazitäten der Stromverteilnetze auszunutzen. So steht Wind oft auch an bedeckten Tagen und in der Nacht zur Verfügung, im Gegensatz zur Photovoltaik. Selbst wenn Wasserkraft bei Dürre oder Frost Einschränkungen hat, weht oft der Wind.
„Wir alle wissen, dass die Stromnetze – insbesondere die Verteilnetze – Ausbau erfordern, um weitere große Mengen erneuerbare Erzeugung aufzunehmen. Eine Vielfalt an Erneuerbaren ist dabei besser unterzubekommen, als eine Erzeugungsart alleine. Da die Photovoltaik schon ein starkes Profil in Bayern hat, fehlt uns die Windenergie ergänzend“, erläutert Hasler. Ein Energiesystem, das auf erneuerbaren Ressourcen basiert ist, lebt von der Vielfalt. So machen zusätzliche Mengen Windstrom perspektivisch auch den Ausbau von Wasserstoffgewinnung in Bayern möglich, lange bevor Wasserstoffimporte die Versorgungssicherheit und die bayerische Wirtschaft unterstützen können. Die kommunalen Unternehmen in Haßfurt und Wunsiedel zeigen gemeinsam mit Siemens, wie das heute schon gelingt.
Damit auch die Wertschöpfung in Bayern stark bleibt, wollen kommunale Unternehmen hier in die Windkraft investieren. „Rahmenbedingungen ohne die strikte Abstandsregelung 10H in anderen Bundesländern zeigen, dass die Energiewende vor Ort mit den Stadtwerken auch bei der Windenergie gelingt“, weiß Ulrich Geis, Geschäftsführer der Energieallianz Bayern. In ihr haben sich zahlreiche bayerische kommunale Unternehmen zusammengeschlossen, die gemeinsam den Ausbau erneuerbarer Energien verfolgen. „Könnten wir Projekte umsetzen, würden wir vor Ort investieren. Seit 10H müssen wir uns leider außerhalb Bayerns umschauen“, bedauert Geis.
Die Energieallianz hat die Erfahrung gemacht, dass sich Wind und Sonne als erneuerbare Energiequellen mit ihrer Einspeisung ins Netz sehr gut ergänzen: Zu einem bestehenden Windpark konnte die Hälfte dessen Leistung an Photovoltaik verlustfrei zugebaut werden, ohne den Netzanschluss zu erhöhen. Bayern braucht also viel mehr Windenergie, um die vorhandenen Netze bestmöglich zu nutzen.
Auch die Vereinigung Bayerischer Wirtschaft hatte kürzlich gefordert, 10H abzuschaffen, um den bayerischen Wirtschaftsstandort zu stärken. Zudem würden die Kommunen in der Fläche gewinnen, die nicht zuletzt über die „kommunale Beteiligung“ direkte Zahlungen durch die Anlagenbetreiber erhalten können. „Kommunale Unternehmen wollen eine günstige und sichere Energieversorgung für Bayern gestalten. Das muss nun über alle politischen Ebenen Hinweg gemeinschaftlich verfolgt werden“, so Hasler abschließend mit Blick auf den Besuch von Bundeswirtschaftsminister Habeck in Bayern diese Woche.
Der Verband kommunaler Unternehmen (VKU) vertritt rund 1.500 Stadtwerke und kommunalwirtschaftliche Unternehmen in den Bereichen Energie, Wasser/Abwasser, Abfallwirtschaft sowie Telekommunikation. Mit mehr als 275.000 Beschäftigten wurden 2018 Umsatzerlöse von rund 119 Milliarden Euro erwirtschaftet und mehr als 12 Milliarden Euro investiert. Im Endkundensegment haben die VKU-Mitgliedsunternehmen große Marktanteile in zentralen Ver- und Entsorgungsbereichen: Strom 62 Prozent, Erdgas 67 Prozent, Trinkwasser 90 Prozent, Wärme 74 Prozent, Abwasser 44 Prozent. Sie entsorgen jeden Tag 31.500 Tonnen Abfall und tragen durch getrennte Sammlung entscheidend dazu bei, dass Deutschland mit 67 Prozent die höchste Recyclingquote in der Europäischen Union hat. Immer mehr kommunale Unternehmen engagieren sich im Breitbandausbau. 190 Unternehmen investieren pro Jahr über 450 Mio. EUR. Sie steigern jährlich ihre Investitionen um rund 30 Prozent. Beim Breitbandausbau setzen 93 Prozent der Unternehmen auf Glasfaser bis mindestens ins Gebäude.
In Bayern sind 207 kommunale Unternehmen im VKU organisiert. Die VKU-Mitgliedsunternehmen in Bayern leisten jährlich Investitionen in Höhe von über 1,4 Milliarden Euro, erwirtschaften einen Umsatz von mehr als 14 Milliarden Euro und sind wichtiger Arbeitgeber für über 37.000 Beschäftigte.