Ein wirksames Instrument, um der Energiekrise zu begegnen, ist die Kooperation der Wohnungswirtschaft mit den kommunalen Stadtwerken. Sind die Rahmenbedingungen auf dem Energiemarkt auch denkbar ungünstig, können doch durch den Schulterschluss beider lokaler Akteure Synergien genutzt und die aktuelle Dramatik zumindest gepuffert werden. Voraussetzung dafür ist der Austausch untereinander. Dass Mitgliedsunternehmen und lokale Energieversorger bereits produktiv zusammenarbeiten, davon zeugte eindrucksvoll der online durchgeführte Stadtwerkedialog von BBU und VKU.
Am 6. September 2022 lud der BBU Verband Berlin-Brandenburgischer Wohnungsunter-nehmen e. V. gemeinsam mit der Landesgruppe Berlin-Brandenburg des Verbands kommunaler Unternehmen e.V. (VKU) alle Brandenburger Mitgliedsunternehmen zum Austausch mit drei Stadtwerken des Landes Brandenburg ein. Die Veranstaltung war mit 100 angemeldeten Teilnehmern sehr gut besucht, was die Relevanz des Themas für die Mitgliedsunternehmen belegt.
BBU-Vorständin Maren Kern bilanzierte einführend, dass Wohnungswirtschaft und Stadtwerke im Zuge der Energiekrise in gravierende Probleme liefen. Das sind schwindende Liquidität, Zahlungsausfälle bei den Stadtwerken und die Weitergabe der Beschaffungskosten an den Endkunden. Frau Kern forderte als Reaktion der Politik ein Energiepreis-Moratorium sowie einen Stadtwerke-Rettungsschirm. Julian Büche, Landesgruppengeschäftsführer Berlin-Brandenburg des VKU betonte als wichtiges Instrument die kommunale Wärmeplanung, das von BBU und VKU mitgetragene „Klimabündnis Stadtentwicklung“ und die lokalen Kooperationen von Wohn- und Energiewirtschaft. Die neuerliche Eröffnung der Beratungsstelle „Klimagerechte Kommune“ und die Auslobung des Preises „CO2-freies Quartier“ seien weitere Erfolge dieses Bündnisses.
Den Auftakt der Fachvorträge gestaltete der Leiter der BBU-Landesgeschäftsstelle Potsdam, Matthias Brauner. Er informierte über die energiepolitische Strategie des Landes Brandenburg, die sich im Klimaplan des Landes niederschlägt. Dem schloss sich der Vortrag von Christoph Schneider, Geschäftsführer der Stadtwerke Hennigsdorf an. Mit der Wärmedrehscheibe Hennigsdorf stellte er ein mustergültiges Beispiel der Zusammenarbeit verschiedener lokaler Akteure vor. Das Hennigsdorfer Fernwärmenetz - mittlerweile zu 80 Prozent aus lokalen, regenerativen Energiequellen gespeist - sei eine Schlüsseltechnologie zur Umsetzung der Klimaziele. Er warb für Kooperationen und forderte zum Bekenntnis für das lokale Stadtwerk auf. Olaf Glowatzki, Kaufmännischer Leiter der Hennigsdorfer Wohnungsbaugesellschaft bestätigte die erfolgreiche Zusammenarbeit. Es gebe keine Alternative zum eingeschlagenen Weg. Dieser könne nur gemeinsam beschritten werden, wobei Fördermittel immanent wichtig seien.
Thoralf Uebach, Geschäftsführer der Stadtwerke Neuruppin stellte den großen Handlungsdruck heraus: Ehedem mittelfristig geplante Aktionen müssten nun kurzfristig umgesetzt werden. Man befinde sich in konkreter Planung einer Wärmeversorgung, die Tiefen-Geothermie, BHKW und Wärmepumpe miteinander kombiniert. Auch er thematisierte die aufzubringenden Mittel und forderte eine stabile Förderung. Torsten Röglin, Geschäftsführer der Stadtwerke Frankfurt (Oder) stellte erfolgreiche Kooperationsprojekte vor. Optimierungspotentiale sieht er in der Digitalisierung. Er fordert Pragmatismus statt Konzepte sowie eine Rückbindung politischer Entscheidungsprozesse an die Praxis.
Dr. Jörg Lippert, Besonderer Vorstandsvertreter und Bereichsleiter Technik des BBU moderierte die Veranstaltung. Er unterstrich die steigende Bedeutung von Sammelnetzen und stellte die „Transformation der energetischen Transformation“ heraus: Der energetische Umbau müsse rascher und konkreter voranschreiten, als bisher geplant. Die klassische Transformationslogik sei nicht mehr anwendbar, Transformation selbst müsse sich aktuellen Bedingungen anpassen. Maren Kern betonte abschließend die Wichtigkeit des Austauschs, wozu das Verständnis der Position des jeweiligen Gegenübers Voraussetzung sei. VKU und BBU wollen die gute Zusammenarbeit weiterführen und ausbauen.