Heute fand im Ausschuss für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz des Deutschen Bundestages eine öffentliche Anhörung zum Thema „Folgen des Kohleausstiegs beachten - Wassermanagement für die Spree und deren Nebenflüsse sichern“ statt. Die Landesgruppe Berlin-Brandenburg des Verbands kommunaler Unternehmen (VKU) wurde als Sachverständiger geladen. Sie fordert Bund und Länder auf, ein länderübergreifendes Wassermanagement für die Spree und deren Nebenflüsse zu etablieren, um gemeinsam wirtschaftlich und technisch geeignete Maßnahmen zu entwickeln, die den steigenden Aufwand und die Kosten bei der Trinkwassergewinnung und Abwasseraufbereitung eindämmen.
Folge 1: mehr Aufwand und Kosten bei Trinkwassergewinnung
Die schrittweise Stilllegung von Tagebauen und deren Flutung lässt den Sulfatgehalt insbesondere der Spree kontinuierlich ansteigen und gefährdet die Einhaltung des lt. Trinkwasserverordnung gesetzten Grenzwertes für Sulfat von 250 mg/l massiv. „Die Wasserversorger haben künftig mehr Aufwand, um den Sulfatgehalt zu reduzieren und die Trinkwasserqualität zu erhalten. Klar ist: Diese Mehraufwendungen für die Gewinnung und Aufbereitung von Trinkwasser müssen verursachergerecht umgelegt werden und die Kosten dürfen Verbraucherinnen und Verbraucher nicht zusätzlich belasten“, so Julian Büche, Geschäftsführer der VKU-Landesgruppe Berlin-Brandenburg.
Mit Ende der Braukohleförderung in der Lausitz wird deutlich weniger Grundwasser in die Spree gepumpt und folglich die Spree bis zu 75 % weniger Wasser führen: Im Unterlauf der Spree in Brandenburg werden künftig pro Jahr voraussichtlich rund 126 Millionen Kubikmeter fehlen (vgl. UBA-Studie 2023). Dies hätte dramatische Auswirkungen insbesondere auf die Trinkwasserversorgung Berlins. Die Folgen des Klimawandels verstärken diesen Trend. Die VKU-Landesgruppe fordert daher Maßnahmen zum Ausgleich des Wasserdefizits – z.B. Wasserüberleitungen aus benachbarten Flussgebieten/Regionen oder die Ertüchtigung von Talsperren und Wasserspeichern.
Folge 2: mehr Aufwand und Kosten bei der Abwasseraufbereitung
Der künftige Rückgang der Abflüsse in Spree und Schwarzer Elster, insbesondere in langanhaltenden Niedrigwasserperioden, wird trotz strikter Einhaltung der Einleitgrenzwerte aus modernen Kläranlagen zu mehr Spurenstoffen im geklärten Abwasser führen, das in die Spree eingeleitet wird. Deshalb müssen dringend Gegenmaßnahmen ergriffen werden. Gelingt dies nicht, ist die Einhaltung der Gewässerqualität mit erheblichen Kosten verbunden. Diese dürfen keinesfalls zu Lasten der Bürgerinnen und Bürger gehen. Hier sind geeignete Kompensationsmodelle zu entwickeln.
Die Lösung: übergreifendes Wassermanagement
„Der Kohleausstieg und die Folgen des Klimawandels stellen die Wasserversorger und Abwasserentsorger in Berlin und Brandenburg vor Herausforderungen bei der Trinkwasser- und Abwasseraufbereitung. Um wirtschaftlich und technisch sinnvolle Maßnahmen für die sichere Ver- und Entsorgung zu entwickeln, sollten Berlin, Brandenburg, Sachsen und die Anrainerstaaten ein übergreifendes integriertes Wassermanagement etablieren, bei dem die kommunalen Wasserversorger frühzeitig und länderübergreifend eingebunden werden“, so Julian Büche.
Stellungnahme der VKU-Landesgruppe Berlin-Brandenburg
In Berlin-Brandenburg sind 80 kommunale Unternehmen im VKU organisiert. Die VKU-Mitgliedsunternehmen in Berlin-Brandenburg leisten jährlich Investitionen in Höhe von über 1,2 Milliarden Euro, erwirtschaften einen Umsatz von über 7,5 Milliarden Euro und sind wichtiger Arbeitgeber für mehr als 21.000 Beschäftigte.