Im Rahmen der Klimareise des Klimabündnisses Stadtentwicklung durch Städte und Gemeinden in Brandenburg besichtigte Bauminister Rainer Genilke heute das Heizkraftwerk der Stadtwerke Brandenburg. Er informierte sich dort über die Nutzung von Abwärme einer thermischen Abfallverwertungsanlage zur Versorgung von 12.000 Haushalten im Brandenburger Fernwärmenetz.
Mit ihrem „Klimabündnis Stadtentwicklung Brandenburg“ wollen das Ministerium für Infrastruktur und Landesplanung (MIL), der BBU Verband Berlin-Brandenburgischer Wohnungsunternehmen e. V. und die Landesgruppe Berlin-Brandenburg des Verbands kommunaler Unternehmen e.V. (VKU) die Brandenburger Kommunen ansprechen und die Wärmewende sowie Klimaschutz und Klimafolgenanpassung vor Ort vorantreiben. Vor diesem Hintergrund bereist Bauminister Rainer Genilke das Land Brandenburg und informiert sich gemeinsam mit den Bündnispartnern von BBU und VKU über beispielgebende Projekte zum energetischen Umbau im Quartier. Die heutige Station war das Heizkraftwerk der Stadtwerke Brandenburg a. d. H. Die Abwärme einer thermischen Abfallverwertungsanlage in Premnitz versorgt rund 12.000 Haushalte im Brandenburger Fernwärmenetz mit Wärme und warmem Wasser. Ein Herzstück dieses Versorgungskonzeptes ist eine neu errichtete Wärmetrasse mit einer Länge von mehr als 20 Kilometern.
Minister Rainer Genilke: „Das Land Brandenburg hat sich zum Ziel gesetzt, bis spätestens zum Jahr 2045 klimaneutral zu werden. Das ist sehr ambitioniert und kann nur erreicht werden, wenn wir unsere Städte und Gemeinden mit ins Boot holen. Wir müssen Wärme, Strom und Mobilität stärker als bisher miteinander verknüpfen und diese Sektoren auf erneuerbare Energien umstellen. Hier liegt ein riesiges Potenzial für den Klimaschutz und die Klimafolgenanpassung. Für den gelungenen energetischen Umbau von Quartieren gibt es in den Brandenburger Kommunen viele gute Beispiele, die wir zusammen mit dem BBU und dem VKU im Rahmen unseres Klimabündnisses als Ideengeber ins Land tragen wollen. Das heute besichtigte Vorhaben in Brandenburg an der Havel gilt als ein Vorreiterprojekt im Land für die Transformation der Wärmeversorgung. Durch die Nutzung von Abwärme wird darüber hinaus der Stromverbrauch gesenkt, weil der Bedarf für die Rückkühlung sinkt. Für mich ist das ein Best-Practice-Beispiel für eine klimafreundliche Versorgung.“
Steffen Scheller, Oberbürgermeister der Stadt Brandenburg an der Havel: „Brandenburg an der Havel als ein Ziel der Klimareise anzusteuern, ist eine gute Idee. Die Havelstadt, die ihrem 1.100. Geburtstag entgegensieht, ist zwar immer eine Reise wert und bietet ein gutes Klima, liefert aber auch beispielhafte Klimabeiträge. Mit dem gegenwärtig dank der Stadtwerke entstehenden Fernwärmenetz, das von der Abfallverwertungsanlage in Premnitz gespeist wird und wenigstens 12.000 Haushalte versorgen kann, sinken unsere CO2- und andere Emissionen erheblich. Außerdem wissen wir, dass ein guter Klimaschutz steten Naturschutz braucht, wozu der Erhalt der Moor- und Feuchtgebiete zählt. Die Stadt ist reich an besonders schützenswerten Landschaften und Lebensräumen. Wir pflegen sie, wie auch unsere weitläufigen Park- und Grünanlagen. Wir pflanzen regelmäßig Bäume und praktizieren eine nachhaltigkeitszertifizierte Waldbewirtschaftung. Nicht umsonst ist Brandenburg an der Havel eine so grüne wie wasserreiche Stadt.“
Gunter Haase, technischer Geschäftsführer der Stadtwerke Brandenburg a. d. H.: „Mit der Abwärme der Müllverbrennungsanlage in Premnitz können wir mehr als 12.000 Haushalte und Unternehmen in Brandenburg an der Havel mit sauberer Wärme versorgen. Nach der Inbetriebnahme sparen wir rund 70.000 Tonnen Kohlendioxid im Jahr, das ist pro Einwohner fast eine Tonne Kohlendioxid weniger. Das ist ein sehr großer Schritt in Richtung Wärmewende. Denn mit der Trasse erfüllt unsere Fernwärme auch die Anforderungen des Gebäudeenergiegesetzes. Kundinnen und Kunden können für einen Anschluss an unser Netz entsprechende Förderungen erhalten.“
Matthias Brauner, Leiter der Landesgeschäftsstelle Potsdam des Verbandes Berlin-Brandenburgischer Wohnungsunternehmen e.V. (BBU): „Die Dekarbonisierung der Fernwärme stellt einen zentralen Ansatzpunkt im Rahmen der Wärmewende dar und gilt als einer der wirksamsten Hebel, um CO2-Neutralität zu erreichen. Unsere jüngste Studie unterstreicht die Bedeutung dieses Ansatzes eindrucksvoll: Demnach erzielen Investitionen in die Energieerzeugung einen fünffach höheren Effekt bei der CO2-Einsparung im Vergleich zu Investitionen in den Gebäudesektor. Ein besonders positives Beispiel für die frühzeitige Auseinandersetzung mit dieser Thematik bietet Brandenburg an der Havel. Dort haben die Überlegungen zur Dekarbonisierung bereits deutlich vor der Verschärfung der aktuellen Diskussion eingesetzt. Dies verdeutlicht nicht nur, wie zeitintensiv der Transformationsprozess ist, sondern auch, wie wichtig ein beherztes Vorangehen ist.“
Julian Büche, Landesgruppengeschäftsführer Verband kommunaler Unternehmen e.V.: „Die Stadtwerke Brandenburg an der Havel haben sich sehr frühzeitig und weitsichtig auf einen innovativen Weg der Dekarbonisierung gemacht. Mit der Nutzung von Abwärme der thermischen Abfallverwertungsanlage kann die Fernwärme in Brandenburg an der Havel dekarbonisiert werden und gewaltige Mengen an CO2-Emissionen eingespart werden. An vielen Orten bauen die Stadtwerke derzeit die Wärmenetze im Land Brandenburg aus, weil es für die Kunden in vielen Gebieten und für das Klima das technisch und wirtschaftlich Beste ist. Der Bund muss jedoch deutlich mehr Geld in die kommunale Wärmewende stecken. Mit der finanziellen Förderung, die der Bund derzeit anbietet, ist der notwendige Ausbau definitiv nicht zu schaffen. Wir brauchen bundesweit bis Mitte der 30er-Jahre mindestens drei Milliarden Euro jährlich, auch um auf klimaneutrale Wärmequellen umzurüsten.“
Landeswettbewerb CO2-neutrales Quartier:
Der Wettbewerb wurde 2024 erneut ausgelobt. Die Preisträger werden im Rahmen einer Fachveranstaltung im Januar 2025 ausgezeichnet. Ziel des Wettbewerbs ist es, verschiedene Akteure in den Kommunen zu ermutigen, Visionen und Projekte im Bereich des integrierten klimagerechten Planens und Bauens umzusetzen.
Klimabündnis Stadtentwicklung Brandenburg
Das Klimabündnis Stadtentwicklung Brandenburg wurde am 10. Januar 2022 in Potsdam gegründet. Es ist ein Zusammenschluss des Brandenburgischen Ministeriums für Infrastruktur und Landesplanung (MIL), des Verbandes Berlin-Brandenburgischer Wohnungsunternehmen (BBU) und der Landesgruppe Berlin-Brandenburg des Verbandes kommunaler Unternehmen e.V. (VKU). Das Klimabündnis Stadtentwicklung möchte der Bedeutung des Klimaschutzes in Brandenburgischen Städten und Gemeinden noch mehr Nachdruck verleihen.
Insbesondere verfolgt das Klimabündnis folgende konkrete Ziele:
- die Initiierung von kommunalen guten Beispielvorhaben der integrierten energetischen Stadtentwicklung,
- die Auszeichnung von Projekten mit besonders klimaambitionierten Zielstellungen im Rahmen des Wettbewerbs „Vision CO2-neutrales Quartier“,
- die Unterstützung der Städte und Gemeinden bei der Erfassung ihrer sektorenbezogenen Treibhausgasemissionen,
- die Durchführung von gemeinsamen Veranstaltungen, wie Workshops und Fachtagungen,
- eine gemeinsame Öffentlichkeitsarbeit.
In Berlin-Brandenburg sind 80 kommunale Unternehmen im VKU organisiert. Die VKU-Mitgliedsunternehmen in Berlin-Brandenburg leisten jährlich Investitionen in Höhe von über 1,2 Milliarden Euro, erwirtschaften einen Umsatz von über 7,5 Milliarden Euro und sind wichtiger Arbeitgeber für mehr als 21.000 Beschäftigte.