Angesichts der heutigen und künftigen Krisen wird selbst die Aufrechterhaltung von so grundlegenden Dingen wie der Gewährleistung einer sicheren und qualitativen Trinkwasserversorgung und Abwasserentsorgung immer mehr zum Kraftakt. Um die Herausforderungen der Gegenwart erfolgreich zu bewerkstelligen, ist die Bereitschaft zur Aneignung neuen Wissens, der regelmäßige Austausch zu Fachthemen und ein gutes Netzwerk unerlässlich. In diesem Sinne haben die VKU Landesgruppe Niedersachsen/Bremen gemeinsam mit den Stadtwerken Osnabrück am 19.09.23 zur 31. Osnabrücker Wasserfachtagung eingeladen.
Diese stand unter der Schirmherrschaft des Niedersächsischen Ministers für Umwelt, Energie, Bauen und Klimaschutz, Herrn Christian Meyer, welcher aufgrund aktueller Haushaltsberatungen seine Zusage für eine persönliche Teilnahme leider nicht halten konnte und stattdessen eine Videobotschaft sendete.
Mit Cornelia Scupin, Leiterin der Abteilung Wasserwirtschaft und Bodenschutz war aber dennoch eine hochrangige Vertreterin aus dem Niedersächsischen Umweltministerium vor Ort und stellte Ihre Ideen und Lösungsvorschläge für die von Wasserversorgern lang ersehnte Beschleunigung von Wasserrechtsverfahren vor. Auch wenn allen Beteiligten im Vorfeld wohl klar war, dass es hier nicht die eine schnelle Lösung und schon gar kein „Deutschlandtempo“ wie bei der Genehmigung der LNG Terminals geben wird, hat Frau Scupin doch glaubhaft vermitteln können, dass seitens des Ministeriums mit Hochdruck an der Problematik gearbeitet wird.
Selbstverständlich durfte auch Karsten Specht als Geschäftsführer des OOWV und VKU Vizepräsident nicht im Programm fehlen. Dieser resümierte in seinem Vortrag mit dem Titel „Energiewende im Nordwesten – ohne Wasser geht es nicht“, dass die Wasserversorgung der begrenzende Faktor für die industrielle Entwicklung sowie das Gelingen der Energiewende sein kann.
Wie in jedem Jahr, war auch ein Vertreter der VKU Hauptgeschäftsstelle mit einem Bericht aus Berlin dabei. Thomas Abel gab einen Überblick über die Aktivitäten der Bundesregierung und des VKU und fasste die immensen Herausforderungen zusammen, welche die Wasserwirtschaft in den nächsten Jahrzehnten zu bewältigen hat, um ihrer Kernaufgabe einer qualitativ hochwertigen und quantitativ ausreichenden Wasserversorgung auch unter den schwierigen Rahmenbedingungen der Zukunft gerecht zu werden.
Neben der Notwendigkeit eines massiven Ausbaus und der Anpassung der Infrastruktur an Gegebenheiten von Starkregen und Dürreperioden ist eine dieser Herausforderungen die Klimaneutralität und damit verbundene Notwendigkeit der Versorgung mit grünem Strom. Hierzu referierte Hartmut Albers von den Stadtwerken Osnabrück und informierte sowohl über eigene Projekte und Erfahrungen als auch die Ergebnisse einer Studie der Hochschule Osnabrück, wonach aktuell eine bilanzielle Energieautarkie von über 97 % nicht nur theoretisch möglich ist, sondern sich auch wirtschaftlich lohnt. Eine echte Energieautarkie, also die Deckung des eigenen Energiebedarfs zu jedem Zeitpunkt, ist jedoch aktuell wirtschaftlich nicht umsetzbar.
Über die Möglichkeiten der Notwasserversorgung durch den Katastrophenschutz in Niedersachsen informierte Branddirektor Martin Voß vom Niedersächsischen Landesamt für Brand- und Katastrophenschutz. Ein Praxisbespiel für ein integriertes Risikomanagement und Wege zur resilienten Wasserversorgung stellte anschließend Christoph Euringer von der Wasserversorgung Rheinhessen-Pfalz GmbH vor.
Als letzter Referent der Tagung sprach Prof. Dr. Haberkamp über die Notwendigkeit sowie die verschiedenen Einsatzmöglichkeiten von aufbereiteten Abwasser. Dieses Thema sorgte im Anschluss seines Vortrages für so breiten Diskussionsbedarf, dass sich die eigentlich fürs Ende der Veranstaltung geplante Abschlussdiskussion zwischen Cornelia Scupin, Prof. Dr. Haberkamp und Olaf Schröder, Geschäftsführer des Wasserverbands Peine und Vorsitzender des VKU-Arbeitskreises Wasser/Abwasser entwickelte. Nach einem leidenschaftlichen aber stets konstruktivem Austausch der drei Akteure aus Ministerium, Wissenschaft und Praxis wurde sehr anschaulich deutlich, dass, obwohl eigentlich alle für den Schutz unserer wichtigsten Ressource kämpfen und über große Expertise verfügen, die Meinungen über die richtigen Maßnahmen stark auseinandergehen und sehr sorgfältig darauf geachtet werden muss, dass die quantitative Schonung des Grundwassers durch Wasserwiederverwendung sich nicht negativ auf dessen Qualität auswirkt.
Abgeschlossen wurde die Tagung dann schließlich mit dem Grußwort des Ministers Christan Meyer, welcher zu einem Umdenken beim Wasserverbrauch aufrief und über die Aktivitäten der Landesregierung zur Entwicklung eines Masterplans Wasser berichtete.