Wasserstoffwirtschaft kommunal gedacht – Die Fortsetzung des VKU Arbeitskreises Wasserstoff im Norden
Nach dem erfolgreichen Start vergangenen Oktober ging das norddeutsche Wasserstoffnetzwerk am 17. Februar in die zweite Runde. Rund 40 Teilnehmer und Teilnehmerinnen waren bei der 2. Sitzung des Wasserstoffarbeitskreises der VKU Landesgruppe Nord dabei. Im Vordergrund des Austauschs standen die Möglichkeiten für kommunale Unternehmen Wasserstoffprojekte aktiv anzugehen und Zukunft vor Ort zu gestalten.
17.02.21
Nach dem erfolgreichen Start vergangenen Oktober ging das norddeutsche Wasserstoffnetzwerk am 17. Februar in die zweite Runde. Rund 40 Teilnehmer und Teilnehmerinnen waren bei der 2. Sitzung des Wasserstoffarbeitskreises der VKU Landesgruppe Nord dabei. Im Vordergrund des Austauschs standen die Möglichkeiten für kommunale Unternehmen Wasserstoffprojekte aktiv anzugehen und Zukunft vor Ort zu gestalten.
Wasserstoff ist für die kommunalen Unternehmen in Norddeutschland von großem Interesse. So fand der Arbeitskreis Wasserstoff großen Anklang bei Mitgliedsunternehmen aber auch Vertreter:innen aus Politik, Wirtschaft und Verwaltung. Inhaltlich beschäftige sich das Netzwerk in drei Blöcken mit Best-Practice-Beispielen kommunaler Unternehmen im Norden, den Finanzierungs- und Fördermöglichkeiten sowie einer rechtlichen Einschätzung zur Transformation der Gasnetze.
Im ersten Block stellten die Entsorgungsbetriebe Lübeck, vertreten durch Falko Ender ihre Projektskizze zur Nutzung von Deponiegas zur Wasserstofferzeugung vor. Der Wasserstoff soll vor Ort für den Fuhrpark des kommunalen Unternehmens eingesetzt werden. In drei Phasen möchte das Unternehmen Erfahrung in der Wasserstoffproduktion, -nutzung sowie in der Umstellung des Fuhrparks inklusive eigener Wasserstofftankstelle sammeln. Hier zeigte sich bereits, wie bedeutend die Förderung von Innovationsprojekten ist. Das Beispiel zeigte zudem anschaulich die Vorteile eines bestehenden kommunalen Netzwerkes auf. Vor dem Hintergrund von Sektorenkopplung und Wirtschaftlichkeit von Projekten kann das Medium Wasserstoff als Energieträger in vielfältigen Bereichen der Kommune eingesetzt werden. Im Anschluss präsentierte Oliver Koch für die Gasnetz Hamburg GmbH die Wasserstoffprojekte des kommunalen Unternehmens in der Hansestadt. Der Verbund ist Teil des Projektes „Norddeutsches Reallabor“ und bringt sich hier in enger Kooperation mit den Kommunalunternehmen Stromnetz Hamburg und Wärme Hamburg ein. Weiteres Projekt ist die Dekarbonisierung des Gasnetzes durch Bio-Methan und Wasserstoffeinspeisung. Gasnetz Hamburg setzt hier voraussichtlich ab März 2021 eine Einspeisung von bis zu 30 Prozent in ein Nahwärmesystem um.
Über die Finanzierungs- und Fördermöglichkeiten informieren die DKB und die IB.SH im zweiten Block der Sitzung. Unter der Frage „Hype oder Rettung?“ ging Thomas Kals, Team New Energies DKB, auf die bisherigen Erfahrungen mit Wasserstoffprojekten ein. Er stellte die Grundsatzproblematik heraus, dass bislang kein realer Absatzmarkt vorhanden sei und derzeit ohne Förderung keine Wirtschaftlichkeit erreicht werden könne. Dennoch positionierte er sich klar für eine Wasserstoffwirtschaft – nicht zuletzt auch aufgrund der enormen Potentiale durch die Einbindung von EE-Anlagen und die breiten Anwendungsmöglichkeiten des Power-to-X-Gases. Olaf Tölke, IB.SH stellte umfänglich die verschiedenen Fördermöglichkeiten auf Bundes- und Landesebene dar. Dabei ging er vor allem auf die Wasserstoffstrategie.SH (der VKU Nord berichtete) und die eingerichtete Landeskoordinierungsstelle bei der WTSH ein.
Abgerundet wurde die Sitzung durch einen Vortrag von Jan-Hendrik vom Wege, Rechtsanwalt bei Becker Büttner Held zum Thema Transformation der Gasnetze. Im Mittelpunkt stand dabei der Kabinettsbeschluss der Bundesregierung vom 10. Februar 2021, der den Rahmen für einen zügigen und rechtssicheren Einstieg in den schrittweisen Aufbau einer nationalen Wasserstoffnetzinfrastruktur bilden soll. Grundsätzliche Kritik erfolgte daran, dass der Beschluss eine Transformation der bestehenden Gasnetze verhindere, wodurch Kunden weiter belastet würden. Weiterhin verdrängten die Regelungen unter Missachtung kommunaler Rechte die Verteilnetzbetreiber aus dem System. Vor diesem Hintergrund kritisierte auch der VKU den Kabinettsbeschluss bereits stark.
Der VKU Nord wird den spannenden Austausch innerhalb des Wasserstoffnetzwerkes fortführen und sich zukünftig auch in Form eines Strategiepapieres bezüglich der Chancen und Potentiale für die Kommunalwirtschaft positionieren.
In der LG Nord sind über 100 kommunale Unternehmen im VKU organisiert. Die VKU-Mitgliedsunternehmen in der LG Nord leisten jährlich Investitionen in Höhe von fast 900 Millionen Euro, erwirtschaften einen Umsatz von mehr als 5,4 Milliarden Euro und sind wichtiger Arbeitgeber für über 17.000 Beschäftigte.