Arbeitskreis zieht ernüchternde Bilanz zum Wasserstoffhochlauf

Die Mitglieder des Arbeitskreises Wasserstoff zogen eine ernüchternde Bilanz zum Hochlauf der Wasserstoffwirtschaft im Norden. Ende November traf sich der Arbeitskreis zu einer virtuellen Sitzung. Als Gäste nahmen Anna Leidreiter, Referentin für Wasserstoff im Ministerium für Energiewende, Klimaschutz, Umwelt und Natur und Julian Mundszinger und Jesper Sundin des Batterieherstellers Flower Infrastructure Technologies AB teil.

29.11.23

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Zu Beginn gab Vorsitzender Stefan Vergo (Stadtwerke Heide) eine Einschätzung zur aktuellen Situation in der Branche. Im Vordergrund stand vor allem die vorzeitige Beendigung des Leuchtturmprojektes „Westküste 100“ in Schleswig-Holstein. Auf Grund der hohen Baukosten wird die Elektrolyse-Anlage im Rahmen des Reallabors nicht gebaut werden. Stefan Vergo stellte dar, dass das Projekt vom Bundeswirtschaftsministerium mit einer zweistelligen Millionensumme gefördert wurde. Das Aus hätte durchaus eine Wirkung auf weitere geplante Wasserstoffprojekte. Die Branche habe damit einen Dämpfer erhalten.

Im Sommer hatte die Bundesregierung die nationale Wasserstoffstrategie (NWS) novelliert. Die Neuerungen stellte seitens des VKU Ronja Behrens vor. Sie hebte hervor, dass zum einen die Ziele der Erzeugungsleistung von 5 auf 10 GW angehoben wurden. Andererseits sieht die NWS 2.0 blauen und orangenen Wasserstoff als Übergangstechnologie vor. Dies hatte der VKU gefordert und bewertet die Ausgestaltung nun positiv. Kritisch sieht der VKU jedoch die Ambitionen im Wärmebereich. Der Verband schlägt vor, hier von pauschalen Ansätzen abzurücken und auf Basis der kommunalen Wärmeplanung das regionale Optimum für den lokalen Wärmebereitstellungsmix zu identifizieren.

Im Anschluss stellte Anna Leidreiter (MEKUN) die Novellierung der Wasserstoffstrategie.SH vor. Die Maßnahmen der Strategie aus 2020 seien umgesetzt worden und über 10 Projekte gefördert worden. Mit der neuen H2-Strategie soll der Hochlauf weiter befördert werden. Dazu wurden auch auf Landesebene die Ziele der Erzeugungskapazitäten auf 10 GW in 2045 erhöht. Zuletzt stelle Anna Leidreiter eine Vision des Wasserstoffnetzes im Norden vor. Dazu wurde zusammen mit HanseWerk anschließend an den Wasserstoff-Backbone ein mögliches Verteilnetz erarbeitet.

Einen Blick in die Praxis bot der Vortrag von Julian Mundszinger und Jesper Sundin (Flower Infrastructure Technologies AB). Sie stellten vor, wie Batteriespeicher in Projekte eingebunden werden können. Außerdem stellten sie ihr digitales Kraftwerk vor. Die nächste Sitzung soll in Neumünster vor der Konferenz „PowerNet“ Anfang Februar stattfinden.

   

In der Landesgruppe Nord sind 99 kommunale Unternehmen im VKU organisiert. Die VKU-Mitgliedsunternehmen in der LG Nord leisten jährlich Investitionen in Höhe von über 1,3 Milliarden Euro, erwirtschaften einen Umsatz von über 6,5 Milliarden Euro und sind wichtiger Arbeitgeber für über 20.000 Beschäftigte.