Mainz, 27.01.2023. Die Stadtwerke und kommunalen Energieversorger in Rheinland-Pfalz sorgen sich, wegen der niedrigen Ausbauzahlen von Fotovoltaik- und Windenkraftanlagen, um die Klimaziele im Land. Der Verband kommunaler Unternehmen (VKU) Rheinland-Pfalz, der sie vertritt, appelliert an Politik, Bürger, Verbände und Verwaltung, nun alle Hebel in Bewegung zu setzen, die den Ausbau der erneuerbaren beschleunigen können.
Bilanz 2022: Rheinland-Pfalz reißt Ausbau-Ziele für Wind & PV
Im vergangenen Jahr sind faktisch in Rheinland-Pfalz nach Auswertung der 2022-Bilanz des Marktstammdatenregisters durch das Institut für regenerative Energiewirtschaft lediglich Windkraftanlagen mit einer Leistung von 68 Megawatt hinzugekommen. Eigentlich müssten es, laut Koalitionsvertrag, jährlich 500 Megawatt sein, um die Ausbauziele für 2030 zu erreichen. Bei der Photovoltaik sieht es etwas besser aus. 2022 wurden immerhin 338 Megawatt Leistung zugebaut, doch notwendig sind 500 Megawatt.
„Wir sind in Sorge, wenn wir auf das 100 Prozent Erneuerbaren-Ziel für 2030 und die Ausbaubilanz 2022 schauen: Rheinland-Pfalz erreicht schon im zweiten Jahr in Folge seine Ziele beim Ausbau der Wind- und Photovoltaik-Anlagen nicht. Wenn wir die 2030er-Ziele erreichen wollen, müssen wir bei der Windenergie nun 600 Megawatt jährlich zubauen. Stand heute braucht man schon viel Phantasie, um sich vorzustellen, wie das realisiert werden soll.“, warnt Wolfgang Bühring, Landesgruppenvorsitzender des VKU in Rheinland-Pfalz und Geschäftsführer der Stadtwerke Speyer.
2023 alle Hebel in Bewegung setzen – Genehmigung beschleunigen, auch beim Artenschutz
Der VKU appelliert an Land und Verwaltungen nun alle Hebel in Bewegung zu setzen. Bühring: „Landes- und Bundesregierung haben zwar noch einige Aufgaben vor der Brust, jedoch zuletzt auch einige Hebel geschaffen, die wir nun alle gemeinsam in Bewegung setzen müssen.
Politik und Verwaltung müssen die Genehmigungsverfahren für neue Windräder und PV-Anlagen straffen. Ein relevanter Punkt sind die natur- und artenschutzfachlichen Verfahren, die beschleunigt und auf das notwendige Minimum reduziert werden müssen. Hier bitte ich auch die Umweltverbände, mit uns an einem Strang zu ziehen: Beim Wind- und PV-Ausbau muss es darum gehen, die Arten zu erhalten. Die eigentliche Bedrohung für die Artenvielfalt ist schließlich der Klimawandel. Und auch auf die Geothermie sollten wir setzen: Wir haben viele sinnvolle Standort und können die Ressourcen zur Trinkwasserversorgung dabei zuverlässig schützen.
Die Zeit drängt, auch weil wir für die Umsetzung Zeit brauchen: Wir müssen in den nächsten 8 Jahren deutlich mehr als früher geplant ausbauen – inklusive des Ausbaus und der Modernisierung der Netze, in die der erneuerbare Strom eingespeist werden muss. Und all das erfordert Vorlaufzeit, Planungen und Kalkulation mit spitzem Bleistift sowie genug qualifiziertes Personal in Handwerk und Kommunalwirtschaft, die dann auch die Anlagen auf Dächer, Wiesen bzw. die Netze in der Erde verlegen.
Hier bitten wir auch die Bürgerinnen und Bürger um Verständnis für EE-Anlagen in der Nachbarschaft: auf lange Sicht hilft uns jedes Windrad und jede Solaranlage, den Klimawandel zu bekämpfen. Die – deutlich schlechteren - Alternativen wären längere Laufzeiten von Kohlekraftwerken oder teure Energie-Importe. Unterm Strich hilft jedes hier erzeugte Gigawatt aus Wind und Sonne nicht nur dem Klimaschutz, sondern auch unabhängiger zu werden und die Preise zu dämpfen.“