Magdeburg, 8. Januar 2024
Zum zwölften Mal feierten der Verband der Wohnungswirtschaft Sachsen-Anhalt e.V. (VdW), der Verband der Wohnungsgenossenschaften Sachsen-Anhalt e.V. (VdWg) und die Landesgruppe Sachsen-Anhalt des Verbandes Kommunaler Unternehmen e.V. (VKU) ihren gemeinsamen Neujahrsempfang. Nach einer mehrjährigen Pause gehörte in diesem Jahr auch die Architektenkammer Sachsen-Anhalt wieder zu den Gastgebern.
Am 8. Januar 2024 trafen in der Magdeburger Johanniskirche mehr als 250 Gäste aus Politik, Verwaltung, Wissenschaft, Wirtschaft und anderen Organisationen aufeinander. Das Grußwort der Landeshauptstadt hielt Oberbürgermeisterin Simone Borris. Sie ging auf die Herausforderungen von Klimaschutz und Energiewende in einer wachsenden Kommune wie Magdeburg ein. Minister Prof. Dr. Armin Willingmann gab in seiner Festrede einen Einblick in das große Spannungsfeld Energiewende, Klimaschutz und bezahlbaren Umbau der Strukturen. Er rief auf zu mehr Optimismus: „Wir haben die Krisen bislang gut gemeistert, das macht Mut.“ Die wirtschaftliche Lage in Deutschland sei besser als ihr Ruf, so der Minister für Wissenschaft, Energie, Klimaschutz und Umwelt. Das Land stehe vor vielfältigen Herausforderungen, habe aber auch die Kraft, diese zu bewältigen. „Die Landesregierung in Sachsen-Anhalt arbeitet konzentriert, entschlossen und geräuschlos.“
In seiner Begrüßung machte Verbandsdirektor Dr. Matthias Kuplich (VdWg) deutlich, dass die gastgebenden Verbände und deren Mitgliedsunternehmen die wesentlichen Träger in der Umsetzung der großen Themen der Gesellschaft sind. Neben der Dekarbonisierung, die zur Klimaneutralität im Wohnen beitragen wird, sind besonders in der Fläche des Landes mit der demografischen Entwicklung limitierende Auswirkungen für wirtschaftliches Handeln seiner Mitgliedsunternehmen gesetzt.
In einem anschließenden Podiumsgespräch tauschten die Verbandsvertreter
- Prof. Axel Teichert, Präsident der Architektenkammer Sachsen-Anhalt
- Rando Gießmann, Verbandsratsvorsitzender beim VdW und Geschäftsführer der Wittenberger Wohnungsbaugesellschaft mbH
- Lutz Haake, Verbandsratsvorsitzender beim VdWg und Vorstand der Bau- und Wohnungsgenossenschaft Halle Merseburg e.G. (BWG)
- Thomas Pietsch, Landesgruppenvorsitzender des VKU und Sprecher der Geschäftsführung der Städtischen Werke Magdeburg GmbH & Co. KG
gemeinsam Gedanken zum kommenden Jahr aus. Die Moderation übernahm Jens Zillmann, Verbandsdirektor des VdW.
Schwerpunkte der Podiumsdiskussion waren die Herausforderungen der Kommunalen Wärmeplanung, die Bezahlbarkeit des Wohnens und der Energiewende sowie die Auswirkungen des demografischen Wandels in Sachsen-Anhalt. Als unverzichtbar bei der Umsetzung der Kommunalen Wärmeplanung wurde der enge Schulterschluss zwischen den Kommunen und der Energie- und Wohnungswirtschaft als Erfolgsfaktor beschrieben. Nach einer deutlichen Kritik an der Wohnungsbau- und Finanzpolitik der Regierung in Berlin betonten die Verbände die gute Kommunikation mit der Landesregierung in Sachsen-Anhalt. Trotz schwieriger Haushaltsdiskussionen konnte Dr. Lydia Hüskens, Ministerin für Infrastruktur und Digitales, eine Aufstockung der Wohnungsbauförderung in Sachsen-Anhalt und die Ko-Finanzierung der Städtebau Förderung im Jahr 2024 verkünden. Eine gute Nachricht zum Jahresauftakt.
Prof. Axel Teichert: „Die Kommunale Wärmeplanung als Teilaspekt einer umfassenden Gesamtenergieplanung sollte immer im Zusammenhang mit einer verbindlichen, langfristigen und nachhaltigen Stadtentwicklungsplanung diskutiert werden. Als Basis einer soliden Planung dient vor allem ein ganzheitliches Zukunftskonzept, das vielfältige Entwicklungen, kreative Lösungen und neueste technische Möglichkeiten einschließt. Architektur und Städtebau sind wesentliche Bestandteile davon. Es liegt daher nahe, Architekten und Stadtplaner sowie Ingenieure gemeinschaftlich in die Pflicht zu nehmen, mit der gebotenen Unabhängigkeit die Kommunen mit zukunftsweisenden Planungen zu unterstützen. Zusätzlich braucht es seitens des Gesetzgebers dringend mehr Spielraum und weniger Bürokratie, um kreative Ideen umsetzen und bei Bedarf auch neue Wege zielstrebig gehen zu können.“
Lutz Haake: „Um die Bezahlbarkeit des Wohnens für die Mieter einerseits und die Wirtschaftlichkeit der Investitionen für die Vermieter andererseits zu gewährleisten, ist eine massive Förderung des Bundes nötig. Hier muss die Regierung in Berlin nachhaltige und verlässliche Rahmenbedingungen schaffen.“
Rando Gießmann: „Ein weiterer Schwerpunkt der Diskussion war die Bevölkerungs- und Leerstandsentwicklung in Sachsen-Anhalt. Die Bevölkerung in unserem Bundesland wird bis 2035 um weitere 178.000 Einwohner zurückgehen, da es unverändert einen Sterbeüberschuss im Vergleich zu den Geburten gibt. Dies wird den Leerstand von aktuell rd. 28.000 Wohnungen in beiden Verbänden weiter ansteigen lassen. Dieser Entwicklung ist nur mit weiterem Rückbau von nicht benötigtem Wohnraum sowie Investitionen in zukunftsfähige Wohnungsbestände zu begegnen.“
Thomas Pietsch: „Deutschland will bis 2045 klimaneutral sein. Damit bleiben uns nur noch 20 Jahre, um unsere Energiesysteme umzubauen. Dies kann nur gelingen, wenn Technologieoffenheit besteht und ein abgestimmtes volkswirtschaftliches Agieren im Vordergrund steht. Allein die Abschreibung unserer gut ausgebauten und versorgungssicheren Gasnetze ist durch die Unternehmen in einem verkürzten Zeitraum nicht allein zu stemmen. Die Wärmeplanung als Strategierahmen wird den Kommunen bei der Umsetzung helfen. Dazu sollte aber die Expertise der Netzbetreiber im Zentrum der Überlegungen stehen. Aber auch die beste Strategie braucht ihre Zeit der Umsetzung. Darum ist es wichtig, europäische Vorgaben national nicht weiter zu verschärfen und diese auf Landesebene zusätzlich zu potenzieren.“
Hintergrund:
Bereits seit 2010 sind die Neujahrsempfänge Anlass für die Veranstalter, die gute Zusammenarbeit bei den aktuellen Themen in enger Abstimmung fortzusetzen. Sie verfolgen gemeinsame Ziele: lebenswerte Städte und Ortschaften zu wahren, bezahlbaren Wohnraum anzubieten und verlässliche Rahmenbedingungen für eine zuverlässige und nachhaltige Energie- und Wasserversorgung einzufordern. Zuletzt hatte 2020 der traditionell erste Neujahrsempfang im Land Sachsen-Anhalt vor der Corona-Pandemie und der folgenden Energiekrise mit drohender Gasmangellage im vergangenen Winter stattgefunden.
Architektenkammer Sachsen-Anhalt
Die Architektenkammer Sachsen-Anhalt ist die Selbstverwaltungseinrichtung des Berufsstandes der Architekten in Sachsen-Anhalt. Als Körperschaft des öffentlichen Rechts vertritt sie seit 1991 die Interessen des Berufsstandes gegenüber Politik und Gesellschaft. Sie nimmt Einfluss auf Gesetzgebungsverfahren und berät politische Gremien des Landes. Die Architektenkammer hat mehr als 1.000 Mitglieder, die als Freiberufler, Angestellte und Beamte tätig sind. Architekten, Landschaftsarchitekten, Innenarchitekten und Stadtplaner gestalten Sachsen-Anhalts Dörfer und Städte. Ihr Präsident ist seit November 2016 Prof. Axel Teichert.
Verband der Wohnungswirtschaft Sachsen-Anhalt e.V. und Verband der Wohnungsgenossenschaften Sachsen-Anhalt e.V.
Die Verbände der Wohnungswirtschaft in Sachsen-Anhalt, vertreten durch Jens Zillmann, Verbandsdirektor des VdW Verband der Wohnungswirtschaft Sachsen-Anhalt e.V., und Herrn Dr. Matthias Kuplich, Verbandsdirektor des Verbandes der Wohnungsgenossenschaften Sachsen-Anhalt e.V., vertreten rund 200 Wohnungsunternehmen in Sachsen-Anhalt. In den 330.000 Wohnungen der Mitgliedsunternehmen geben sie rund 650.000 Menschen in Sachsen-Anhalt ein sicheres und soziales Zuhause.
Verband der kommunalen Unternehmen e.V. Landesgruppe Sachsen-Anhalt
Der Verband kommunaler Unternehmen (VKU) ist die Interessenvertretung der kommunalen Versorgungs- und Entsorgungswirtschaft in Deutschland. Die im VKU organisierten mehr als 1.500 Mitgliedsunternehmen sind u. a. in der Energieversorgung, der Wasser- und Abwasserwirtschaft, dem Telekommunikationsbereich sowie der Abfallwirtschaft und Stadtreinigung tätig. In Sachsen-Anhalt sind 48 kommunale Unternehmen im VKU organisiert. Die VKU-Mitgliedsunternehmen in Sachsen-Anhalt leisten jährlich Investitionen in Höhe von über 330 Millionen Euro, erwirtschaften einen Umsatz von mehr als 3 Milliarden Euro und sind wichtiger Arbeitgeber für über 6.000 Beschäftigte. Thomas Pietsch ist seit 2021 Landegruppenvorsitzender des VKU.