14.11.2017. Ein Gespräch zwischen Geschäftsführern von VKU-Mitgliedsunternehmen und der Landesministerin für Energie und Umwelt, Prof. Dr. Claudia Dalbert, ermöglichte kürzlich die Landesgruppe Sachsen-Anhalt. In dem Format eines Kaminabends tauschten Ministerin und Branchenvertreter Argumente zu aktuellen Themen aus. Einen großen Part nahm das Thema der Elektromobilität ein. Ministerin Dalbert sieht in der Elektromobilität gerade bei Stadtbussen die Zukunft. Kurzfristig gehen die Großstädte, wie Hamburg oder Berlin, voran. Diese orientieren sich bereits gegenwärtig bei der Beschaffung immer stärker auf Elektrobusse. Auch in Halle gibt es erste Bestrebungen. Mittel- bis längerfristig, wenn die Kosten gesunken und technische Details geklärt wurden, wird das Thema auch für die Mittelstädte in Sachsen-Anhalt wichtig werden. Bis dahin können Erdgasbusse eine Übergangslösung darstellen. Vor allem dann, wenn die entsprechende Kommune bereits in der Vergangenheit in die Infrastruktur investiert hatte.
Die Gesprächspartner verwiesen auf Erdgas als Antriebsalternative, die sich nicht durchgesetzt habe und die Ankündigungen der Autohersteller zu Brennstoffzellen und Wasserstoff. Gerald Bieling, Stadtwerke Bernburg, berichtete von ersten Kollegen, die über die Schließung ihrer Erdgas-Tankstellen nicht nur nachdenken, sondern diese stilllegten. Dabei sei Gas eine gute Brückentechnologie, zumal wenn es sich dabei um grünes Gas aus biologischen Ressourcen handele.
Wichtig sei in diesem Zusammenhang die Frage nach der Förderung. Diese sei auch der Politik zu stellen, sagte Matthias Lux, Energieversorgung Halle. Dabei ginge es noch nicht mal um große Programme. Schon allein die Unterstützung der ÖPNV-Unternehmen in der Anschaffung von gasbetriebenen Bussen würde ein Umdenken bewirken. „Egal, welche Förderung angestrebt wird, sie muss verlässlich sein“ forderte Christian Dubiel, Stadtwerke Bitterfeld-Wolfen. Er zielte auf die Systematikumstellung bei der Ladesäulenförderung für E-Mobilität ab, die bei jeder Förderwelle geändert würde. „Wie sollen wir uns als Unternehmen, die Zeiträume über bis zu 40 Jahren für Investitionen ansetzen, darauf einstellen?“
Derzeit werde unter Führung ihres Hauses das neue Klima- und Energiekonzept des Landes interministeriell erarbeitet. Die Hinweise der VKU-Mitgliedsunternehmen werde sie in die Diskussionen einbringen und mit Adresse an das Verkehrsministerium um Berücksichtigung und Vorschläge werben, erklärte Ministerin Dalbert.
Ein zweites aktuelles Thema für die Energieversorger ist das laufende Beteiligungsverfahren das Landesverwaltungsamtes zu Natura 2000. Dabei wird eine EU-Richtlinie zum Schutz besonderer Naturräume in eine Landesverordnung übertragen. Sangerhausens Stadtwerke-Chef Olaf Wüstemann sprach an, dass durch die im Entwurf vorgesehenen Regelungen eine Versorgung nur noch eingeschränkt möglich sein wird. Konkret sprach er die Stromversorgung einer Gemeinde an, die von einem Schutzgebiet umschlossen ist. „Im Reparaturfall werden wir die Gemeinde nicht mehr versorgen können.“ Dr. Peter Lubitzsch, technischer Leiter der Stadtwerke Lutherstadt Wittenberg, nannte als Beispiel eine geplante neue Trinkwasserleitung, die im Hinblick auf den Entwurf nicht realisiert werden könne. Prof. Dalbert antwortete als Umweltministerin pro Naturschutz, ermutigte aber die Stadtwerke-Vertreter, ihre Stellungnahmen im Beteiligungsverfahren abzugeben. „Ich bin mir sicher, dass wir Kompromisse finden werden, mit denen beide Seiten leben können.“
Weitere Gesprächsthemen widmeten sich der Studie des Ministeriums zu „Power to heat“, dem Ausbau der Erneuerbaren Energien und dem Kohleausstieg, sowie der Finanzierung der Energiewende. Nach Wirtschaftsminister Prof. Armin Willingmann hatte sich beim neuen Format der Landesgruppe Sachsen-Anhalt, dem so genannten Kaminabend, zum zweiten Mal in diesem Jahr ein hochrangiger Vertreter der Landespolitik dem Gespräch mit VKU-Vertretern gestellt. Ein nächster Kaminabend ist für das Frühjahr 2018 geplant. Landesgruppen-Vorsitzender Helmut Herdt kündigte an, auch in den nächsten Jahren diese Gesprächsreihe fortzusetzen.
In Sachsen-Anhalt sind 47 kommunale Unternehmen im VKU organisiert. Die VKU-Mitgliedsunternehmen in Sachsen-Anhalt leisten jährlich Investitionen in Höhe von über 224 Millionen Euro, erwirtschaften einen Umsatz von über 2,3 Milliarden Euro und sind wichtiger Arbeitgeber für knapp 5.500 Beschäftigte.