Dresden, 01.02.2022. Wirksame Vorsorge zum Schutz vor den Folgen von Extremwetterereignissen kann nur als gemeinsame Aufgabe aller kommunalen Akteure begriffen und geleistet werden. Dass insbesondere kommunalen Unternehmen dabei eine Schlüsselrolle zukommen wird, darin waren sich die Vortragenden sowie Teilnehmerinnen und Teilnehmer der vergangenen Onlineveranstaltung einig. Gemeinsam mit dem Sächsischen Staatsministerium für Energie, Klima, Umwelt und Landwirtschaft (SMEKUL) lud die VKU-Landesgruppe zu einem gemeinsamen Austausch, um das Thema „klimabasierte Risiken in kommunalen Unternehmen“ aufzugreifen.
Eingangs betonte der Geschäftsführer der VKU-Landesgruppe Sachsen, Florian Gräßler, den hohen Stellenwert des gegenseitigen Austausches zwischen Politik und Kommunalwirtschaft. Die Kommunikation zwischen Freistaat, Städten, Gemeinden sowie kommunalen Unternehmen bilde die Grundlage, um eine resiliente Daseinsvorsorge aufzubauen und zu sichern. Zugleich sei Klimaanpassung vor allem eine kommunale Aufgabe. Kommunalen Unternehmen käme dabei sowohl die Aufgabe des Vordenkers-, als auch des Umsetzers zu. Als ersten Schritt gälte es, vielerorts ein Bewusstsein für das Thema Klimaanpassung zu entwickeln.
Nils Geißler, Leiter der Abteilung für Energie und Klimaschutz im SMEKUL, untermauerte die wichtige Position kommunaler Unternehmen für Klimaanpassungsmaßnahmen. Vielerorts habe sich in der Vergangenheit eine gute Reaktionsfähigkeit auf Extremwetterereignisse wie Starkregen oder Hitzeperioden gezeigt. Es sei jedoch davon auszugehen, dass die Stressfaktoren zunehmen und die Strukturen der Daseinsvorsorge in Zukunft vor neuen Herausforderungen stehen werden. Umso wichtiger sei es, klimabezogene Fachdaten zu eruieren und bei Bedarf handhabbare Maßnahmen zu ergreifen.
Anschließend berichteten zwei Referenten den rund 30 Teilnehmerinnen und Teilnehmern aus der Praxis. Michael Jenkner von plant.values, einem Beratungsunternehmen für Nachhaltigkeitsstrategien, informierte über die sogenannten „Corporate Sustainability Reporting Directive“ – Berichtspflichten (CSRD), welche auf viele (kommunale) Unternehmen zukommen werden. Eine Berichtspflicht bestehe, insofern ein Unternehmen über mehr als 250 Mitarbeiter verfüge, mehr als 40 Mio. Euro Umsatz erwirtschafte sowie eine größere Bilanzsumme als 20 Mio. Euro vorzuweisen hat. Seien mindestens zwei dieser Kriterien erfüllt, greife die verbindliche Berichtspflicht. Auf Grundlage der CSRD seien berichtspflichtige Unternehmen ab 01.01.2024 dazu angehalten, einheitliche Informationen zu Schwerpunkten der EU-Taxonomie zu erheben. Dies beinhalte auch die Offenlegung von Informationen und Daten zu Umweltzielen, wie z.B. Klimaschutz oder Anpassungen an den Klimawandel. Darüber hinaus sei die Nachhaltigkeitsstrategie des Unternehmens auszuführen sowie Rollen der jeweiligen Geschäftsführung und Aufsichtsgremien im Rahmen der Zielerfüllung und –kontrolle aufzuzeigen. Neben Empfehlungen für das Risikomanagement kommunaler Unternehmen diskutierte Michael Jenkner anschließend verschiedene Hilfsmittel zur Risikoerkennung, -analyse und -bewertung.
Uwe Winkler bot den Teilnehmern im Anschluss einen halbstündigen Überblick zu den technischen Strategien der Leipziger Wasserwerke im Kontext von Klimaanpassungen. Mit dem Lenkungsnetzwerk „Wassersensible Stadtentwicklung – Leipzig und Region“ habe man einen wichtigen Ansatz auf den Weg gebracht, um auf Klimaanpassungen und Extremwetterereignisse zu reagieren. Sowohl private Eigentümer, als auch Kommunen seien Teil des Netzwerkes und würden gemeinsam mit den Entwässerungsbetrieben an Lösungsansätzen arbeiten. Neben der Zusammenführung relevanter Grundlagendaten würden mit Hilfe des Netzwerks konkrete Lösungen für eine wassersensible Stadtentwicklung entwickelt – sowie Beratungsangebote und allgemeine Informationen für die Netzwerkmitgliederbereitgestellt. Daran anknüpfend berichtete Herr Winkler von der Entwicklung ressourceneffizienter Quartiere in Leipzig und Umgebung. Schließlich endete er mit dem Appell, stets vielfältige Strategien zur Klimaanpassung in den Blick zu nehmen. Für die Bewältigung extremer Niederschläge sei z.B. neben der Sicherstellung einer gefahrlosen Ableitung ebenso die Vernetzung der beteiligten Partner essentiell.
Die Schlussstatements unterstrichen die Notwendigkeit weiterer Kommunikation und Kooperation zwischen dem Freistaat Sachsen, den Kommunen und der sächsischen Kommunalwirtschaft. Eine Trias aus Information, Vernetzung und Förderung kann Grundstein für die Bewältigung von Klimaanpassungsmaßnahmen vor Ort sein. Das Engagement der kommunalen Unternehmen spielt eine Schlüsselrolle bei der Frage, inwiefern die Auswirkungen von Extremwetterereignissen möglich gering gehalten werden können.