Nachhaltige Beschaffung von Arbeitsschuhen
SÜDWIND-Studie zu nachhaltiger kommunaler Beschaffung von Arbeits- und Sicherheitsschuhen
Berichte über Kinderarbeit in Gerbereien in Entwicklungsländern illustrieren auf dramatische Weise, dass die Schuh- und Lederindustrie in Bezug auf Umwelt- und Sozialstandards leider als Hochrisikoindustrie gilt. Eine neue Studie verdeutlicht die Notwendigkeit einer fairen Beschaffung von Arbeitsschuhen und zeigt Möglichkeiten für die Praxis auf.
12.02.21
Berichte über Kinderarbeit in Gerbereien in Entwicklungsländern illustrieren auf dramatische Weise, dass die Schuh- und Lederindustrie in Bezug auf Umwelt- und Sozialstandards leider als Hochrisikoindustrie gilt. Eine neue Studie verdeutlicht die Notwendigkeit einer fairen Beschaffung von Arbeitsschuhen und zeigt Möglichkeiten für die Praxis auf.
Die Schattenseiten des globalen Schuh- und Lederhandels zeigen sich oftmals erst beim Blick in die Produktionsländer des Globalen Südens: Gesundheitsgefährdungen am Arbeitsplatz, Kinder- und Zwangsarbeit, Diskriminierung und ganze Landstriche, die aufgrund des immensen Wasserverbrauchs sinkende Grundwasserspiegel und vergiftete Gewässer aufweisen. Um diese Zustände verändern zu können, muss die komplette Liefer- und Wertschöpfungskette fair und umweltverträglich ausgerichtet sein. Dies erfordert nicht nur von den Zulieferern im Ausland, sondern auch von einkaufenden Unternehmen in Deutschland Verhaltensänderungen.
Eine neue Studie von SÜDWIND zeigt Missstände bei der Leder- und Schuhherstellung in Brasilien, Indien und China auf. Bereits eine vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales in Auftrag gegebene Branchenstudie bescheinigte, dass die Textil- und Lederindustrie zu den menschenrechtlichen Hochrisikobranchen gehört.
Darüber hinaus stellt die Studie mögliche Wege dar, wie die Beschaffung von Arbeits- und Sicherheitsschuhen unter Berücksichtigung sozialer und ökologischer Kriterien auf kommunaler Ebene gelingen kann. Dabei wird übersichtlich dargestellt, welche Punkte es bei der Vorbereitung der Ausschreibungsunterlagen, bei der Berücksichtigung sozialer und ökologischer Kriterien sowie beim Ausschluss von Angeboten zu berücksichtigen gilt. Die Studie schließt mit der Aufführung einer Reihe von Empfehlungen an Hersteller, Händler und Kommunen.
Auch wenn sich die Studie vorrangig an Vertreterinnen und Vertreter von Kommunen richtet, lassen sich die Ergebnisse und die daraus abgeleiteten Empfehlungen und Hinweise auch auf die Beschaffung in der Kommunalwirtschaft übertragen. Eine Umfrage, die im Zusammenhang der Studie unter Herstellern und Händlern durchgeführt wurde; verdeutlicht, dass nachhaltige und faire Beschaffungsentscheidungen von kommunaler Seite dazu führen, dass sich auch Sicherheitsschuh-Hersteller zunehmend dem Thema Nachhaltigkeit annehmen. Die Ergebnisse verdeutlichen, dass Beschaffungsentscheidungen Wirkungen entfalten können und dass Kommunen die Veränderung hin zu nachhaltigen Liefer- und Wertschöpfungsketten aktiv beeinflussen können.
Aufgrund des vergleichsweise hohen Beschaffungsvolumens der Kommunalwirtschaft, können auch kommunale Unternehmen mit der Berücksichtigung nachhaltiger Kriterien in ihren Beschaffungsprozessen einen Beitrag zu fairen und umweltverträglichen Lieferketten leisten.
Die gesamte Studie steht auf der Seite der Servicestelle Kommunen in der Einen Welt der Engagement Global zum Download zur Verfügung. Ein ergänzendes Factsheet kann dabei unterstützen, Kolleginnen und Kollegen für das Thema nachhaltige Beschaffung zu sensibilisieren und zu gewinnen.
Das SÜDWIND-Institut für Ökonomie und Ökumene ist ein wissenschaftliches Institut, das sich mit weltwirtschaftlichen Themen, insbesondere gerechten Wirtschaftsbeziehungen, befasst. Ziel des Vereins ist die Förderung internationaler Gerechtigkeit, unter anderem durch wissenschaftliche Untersuchungen, Tagungen, Publikationen sowie Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit.